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Christy Hoffman, die neue UNI Global Union-Generalsekretärin
Christy Hoffman wurde auf dem 5. UNI-Weltkongress in Liverpool in diesem Monat zur neuen Generalsekretärin von UNI Global Union gewählt.
Ihre Wahl wurde von den UNI-Mitgliedsorganisationen ausnahmslos befürwortet und fand breite Unterstützung der globalen Gewerkschaftsbewegung.
Die IGB-Generalsekretärin, Sharan Burrow, erklärte: "Der IGB beglückwünscht den IGB zur Wahl von Christy zur neuen Generalsekretärin. Sie hat die Organisierung im Blut, und als große Strategin und bis ins Mark geschliffene Kämpferin wird sie das Motto: Machen wirs möglich wirksam umsetzen".
Christy Hoffman ist bereit, die dringendsten globalen Herausforderungen, mit denen die arbeitenden Menschen heute konfrontiert sind, anzugehen. Sie engagiert sich für den Ausbau der UNI-Durchbruch-Agenda und für die Behandlung systemischer Probleme, die von einem Wirtschaftsmodell ausgelöst werden, das für einige Wenige, aber nicht für nicht für die Mehrzahl der Menschen funktioniert.
"Wir müssen unsere größten Herausforderungen geschlossen angehen. Kein Arbeitnehmer, keine Gewerkschaft und kein Land wird im Alleingang eine Wende im Kampf gegen multinationale Unternehmen, die die Spielregeln diktieren, herbeiführen können", betonte sie.
Vom Lokalen zum Globalen – Verbesserungen für die Beschäftigten durchsetzen
Christy Hoffman’s Engagement für die Arbeitnehmerbewegung begann in Connecticut als Aktivistin in einer Triebwerkfabrik, wo sie 1978 begann, sich mit Erfolg für die Verbesserung der Bedingungen der Beschäftigten einzusetzen und schon in ihren jungen Jahren zur Hauptgewerkschafts-Vertreterin in einem 2000 Mitarbeiter zählenden Betrieb gewählt wurde.
In diesen Jahren bekleidete sie mehrere Ämter in ihrem 20’000 Arbeitnehmer umfassenden Distrikt: Arbeitsschutz-Beauftragte, Verhandlungsführerin und Streikleiterin. Dann trat sie in den Mitarbeiterstab ihrer Gewerkschaft ein, als Organisatorin von Industriearbeitern und als Leiterin von erfolgreichen Kampagnen zur Verbesserung ihrer Bedingungen. Später wurde sie zur nationalen Vertreterin der International Association of Machinists ernannt und war damals die einzige Frau, die ein solches Amt ausübte.
1997 amtierte sie als Rechtsanwältin für die International Brotherhood of the Teamsters; sie nahm eine Vorreiterrolle in einer nationalen Verhandlungskampagne für die Umwandlung von Teilzeit- in Vollzeitposten bei UPS ein – ein Unterfangen, das zu jener Zeit unmöglich schien. Christy’s Team entwickelte eine abgestimmte nationale Strategie, und als die Verhandlungen zum Stillstand kamen, spielte sie eine zentrale Rolle im historischen nationalen Streik, an dem sich über 200'000 Arbeitnehmer in den Vereinigten Staaten beteiligten und der zu einer Vereinbarung mit dem Unternehmen zur Schaffung von 10'000 neuen Vollzeitenposten führte.
Christy Hoffman ist eine erfolgreiche Prozessanwältin, die zahlreiche Siege für Arbeitnehmer und Gewerkschaften erzielte. Im Rahmen ihrer Tätigkeit als Gewerkschaftsanwältin leistete sie auch Rechtsbeistand in einem siebenmonatigen nationalen Bergarbeiterstreik in 1993, und sie erreichte eine Organisierungsvereinbarung zwischen der SEIU und einem der größten Arbeitgeber im Gesundheitswesen der Vereinigten Staaten.
2004 nahm sie ihre erste Tätigkeit bei UNI als Leiterin von UNI-Sicherheits- und Wartungsdienste auf und handelte globale Abkommen mit den größten Arbeitgebern im Sektor aus, namentlich mit ISS, G4S und Securitas.
Nachdem sie zur SEIU zurückgekehrt war, wo sie die internationale Organisierungsabteilung und ein Programm für Initiativen auf Bundesebene geleitet hatte, schloss sie sich wieder UNI an und übernahm 2010 das Amt der stellvertretenden UNI-Generalsekretärin. In dieser Eigenschaft konzentrierte sie sich auf die Stärkung des Einflusses der Beschäftigten in multinationalen Unternehmen, die Gewerkschaftsentwicklung weltweit und auf die Verbesserung der rechtlichen und institutionellen Rahmenbedingungen, namentlich der OECD-Leitsätze.
"Schon sehr früh habe ich an meinem Arbeitsplatz erkannt, welche Macht die Gewerkschaften besitzen, um gegen Ungleichheit— wirtschaftliche Ungleichheit und Ungleichheit in Bezug auf Geschlecht, Rasse oder ethnische Abstammung—zu kämpfen", erklärte sie. "Nun weiß ich, dass Gewerkschaften eine Lösung im Kampf gegen die verheerenden Auswirkungen der Ungleichheit sein können, nicht nur an unseren Arbeitsplätzen, sondern auch in unseren Gemeinschaften, unseren Ländern und in der ganzen Welt".
Multinationale Unternehmen zur Rechenschaft ziehen.
Als stellvertretende Generalsekretärin führte Christy oft die Verhandlungen für die von UNI abgeschlossenen globalen Abkommen an, und in ihrer neuen Funktion wird der Ausbau und die Verbesserung dieser Abkommen, die den Arbeitnehmern eine uneingeschränkte Gewerkschafts-vertretung sichern sollen, ein zentrales Anliegen sein.
"Zu oft haben die reichsten und mächtigsten Unternehmen in der Welt Geschäftsmodelle, die auf den für sie niedrigstmöglichsten Löhnen und Bedingungen basieren. In vielen Fällen bedeutet dies Einsatz von Mitteln wie Einschüchterung, Manipulation und Panikmache in anderer Form, um Gewerkschaften zu schwächen und zu zerstören. Wenn die Beschäftigten aber geschlossen auftreten — und sie werden von den Gewerkschaften, die ihre Rechte schützen, unterstützt —gewinnen sie, und ihre Siege zeitigen weltweit Wirkung".
Christy Hoffman hat auch das bahnbrechende Bangladesch-Abkommen für Gebäudesicherheit und Brandschutz mitgestaltet. 2013, in den Wochen nach der größten industriellen Katastrophe der modernen Zeit, bei der 1’137 Bangladeschi das Leben verloren, entwickelte sie zusammen mit leitenden Verantwortlichen von IndustriALL und mehreren NGO das erste rechtsverbindliche Abkommen für Gerechtigkeit in den globalen Lieferketten.
Fünf Jahre später arbeiten über 2 Millionen Arbeitskräfte in Fabriken, die vom Abkommen erfasst werden, und es konnten viele tausend schwerwiegende Sicherheitsmängeln behoben werden. In Fällen, in denen sich Markenfirmen, die das Abkommen unterzeichnet haben, weigerten, die Bestimmungen einzuhalten, bemühte sich Christy um ein Schiedsverfahren und handelte dann Regelungen im Wert von nahezu US$ 3 Mio. aus. Ein zweites Abkommen trat im Juni 2018 in Kraft.
Das Abkommen wird allgemein als ein innovatives Modell gesehen, das in anderen Sektoren und Ländern umgesetzt werden sollte.
"Größer und kühner" für stärkere Gewerkschaften
Abgesehen von globalen Abkommen und vom Bangladesch-Abkommen arbeitete Christy eng mit UNI SCORE zusammen, und als Generalsekretärin wird sie das Programm des Zentrums für strategische Kampagnenführung zur Unterstützung des Gewerkschaftswachstums in den Vordergrund stellen.
"Die Bedingungen in den Sektoren, Regionen und Ländern sind zwar unterschiedlich, doch verfolgen wir alle das gleiche Ziel: wir wollen Verbesserungen für die Arbeitnehmer erreichen. Auf dieser Grundlage erlaubt UNI den Mitgliedsorganisationen, beste Praktiken auszutauschen und voneinander zu lernen", betonte sie. Dieser Austausch wird fortgeführt, verbunden mit unserer direkten Unterstützung von spezifischen Organisierungskampagnen. Unsere Organisierungszentren, derzeit in Mitteleuropa und in Kolumbien, reflektieren die Erkenntnis, dass wir auf der Basis von Einzel-Kampagnen, die eine nach der andern durchgeführt werden, keine Kapazität aufbauen können: wir müssen in größeren Dimensionen denken, kühnere Vorgehen wählen und nach branchenweiten Lösungen Ausschau halten".
So arbeitet UNI zum Beispiel mit mitteleuropäischen Gewerkschaften zusammen, um Sektorverhandlungen zu erweitern und zu verteidigen.
Verbesserung der internationalen Regeln, um Unternehmen zur Rechenschaft zu ziehen
"Die Missachtung grundlegender Rechte ist weit verbreitet und nimmt weltweit zu. Wir müssen die uns verfügbaren Instrumente verschärfen und zusätzlich neue Instrumente entwickeln und für rechtsverbindliche Mechanismen eintreten, wie zum Beispiel den verbindlichen UN-Vertrag für Wirtschaft und Menschenrechte. Zudem sollten neue Regeln für unsere Lieferketten, Sorgfaltspflicht-Anforderungen und Leitlinien für verantwortliches Investieren Teil des Pakets sein".
Christy Hoffman übernimmt die Nachfolge des früheren UNI-Generalsekretärs, Philip Jennings, der die Organisation während 18 Jahren geführt hat.
"Unter der Leitung von Christy wird die Organisation, die wir in den letzten 18 Jahren aufgebaut haben, weiter an Stärke gewinnen und den eingeschlagenen Weg zum Durchbruch und zur Organisierung unbeirrt fortsetzen", erklärte er.