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Neue große Bedrohung durch Klimawandel: zunehmende Hitze am Arbeitsplatz
Philip Jennings, Generalsekretär der UNI Global Union, hielt anlässlich des Internationalen Tags zum Gedenken an Lohnarbeiter (28. April 2016) bei einer Veranstaltung über Klimawandel und Beschäftigungs-Partnerschaft bei den Vereinten Nationen in Genf eine Rede, in der er insbesondere auf die auf die globale Erwärmung zurückzuführenden übermäßig hohen Temperaturen am Arbeitsplatz und die damit verbundenen wohl bekannten Gefahren für Gesundheit und Produktivität aufgrund von Erschöpfungszuständen durch übermäßige Hitze, das Risiko eines Herzschlags und „in Extremfällen“ Tod einging.
An diesem Tag wurde zudem ein neuer Bericht veröffentlicht, aus dem hervorgeht, dass Schwellenländer aufgrund der sich verschlechternden Temperaturbedingungen am Arbeitsplatz aufgrund des Klimawandels bis zu zehn Prozent an Arbeitsstunden verlieren. Die geschätzten Verluste implizieren Folgen ähnlicher Größenordnung für die Wirtschaftsleistung bzw. das BIP für eine große Zahl von Entwicklungsländern, darunter auch Indien, Indonesien und Nigeria, wie in dem Bericht betont wird. Strengere Maßnahmen in den derzeitigen Plänen zur Verringerung der CO2-Emmissionen im Rahmen des Pariser Abkommens über den Klimawandel würde gemäß der Studie die Auswirkungen der übermäßig steigenden Temperaturen am Arbeitsplatz auf die Wirtschaft und die Gesundheit der Bevölkerung signifikant verringern.
Diese Erkenntnisse wurden am Hauptsitz der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) zusammen mit der UNI Global Union, dem 43-Nation Climate Vulnerable Forum, dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP), der IAO, der Internationalen Organisation für Migration (IOM), der Internationalen Arbeitgeberorganisation (IOE), der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dem zivilgesellschaftlichen Netzwerk ACT-Alliance und mit Unterstützung des Internationalen Gewerkschaftsbunds (IGB) vorgestellt.
Die gemeinsame Studie: „Climate Change and Labour: Impacts of Heat in the Workplace” (Klimawandel und Beschäftigung: Folgen von Hitze am Arbeitsplatz“) basiert auf aktualisierter Forschung über arbeitsbezogene Auswirkungen für verschiedene Volkswirtschaften, die aufgrund des Klimawandels immer extremer werdenden Temperaturbedingungen ausgesetzt sind.
Über eine Milliarde Arbeitnehmer und ihre Arbeitgeber und Gemeinschaften in betroffenen Ländern haben laut Bericht bereits jetzt schon mit extremer Hitze am Arbeitsplatz zu kämpfen und die Folgen des Klimawandels für die Arbeit werden derzeit in den internationalen und nationalen Klima- oder Beschäftigungsstrategien nicht angemessen berücksichtigt. Für ein Land, so die Ergebnisse des Berichts, hat der Rückgang an insgesamt verfügbaren Arbeitsstunden aufgrund des Klimawandels bis 1990 bereits etwa vier Prozent erreicht, was zeigt, dass die Problematik bereits imminent ist.
Zu den sehr exponierten Gebieten gehören, gemäß Bericht, der Süden der Vereinigten Staaten, Mittelamerika und die Karibik, der nördliche Teil Südamerikas, Nord- und Westafrika sowie Süd- und Südostasien. Ganz besonders anfällig sind die am wenigsten entwickelten Länder, kleine Inselländer unter den Entwicklungsländern und Schwellenländer mit einem hohen Anteil von im Freien verrichteter Arbeit und Arbeitnehmern, die in der Industrie und im Dienstleistungssektor tätig sind und unter nicht effektiv geregelten klimatischen Bedingungen arbeiten müssen. Selbst mit dem strengeren Grenzwert von 1,5 Grad, der im Rahmen des Pariser Abkommens vereinbart wurde, hätten Schlüsselregionen bis 2030 (2010-2030) fast mit einem zusätzlichen Monat extremer Hitze pro Jahr zu rechnen. Solch eine Hitze mindert die Produktivität, erhöht die Notwendigkeit von Arbeitspausen und erhöht die Gefahr für die Gesundheit und von Arbeitsunfällen, was Faktoren sind, die gemäß der Studie auf einer „Makro-Skala“ auch eine verringerte produktive Leistung zur Folge haben.
Die UNI Global Union News Story steht mit dem vollständigen Bericht zum Download bereit: hier.
Das Thema wurde von den wichtigsten Medien aufgegriffen, darunter Reuters, Le Monde, AFP, Radio Classique, France Culture (berichtete auch über Philip Jennings und UNI Global Union) sowie auch The Guardian, Radio France Internationale und Radio Canada.
Meltwater Analysis & Highlights:
In 96 Artikeln wurde die „Zunehmende Hitze am Arbeitsplatz“ erwähnt, einschließlich in Daily Mail, Sina News China, The Times of India, Reuters, Le Monde und Yahoo, womit 475 Millionen Menschen erreicht werden, was einem Werbewert-Äquivalent von US$ 4,4 Millionen entspricht.
Schlagzeilen:
Reuters: Rising heat at work is major new climate threat
La Tribune: Climat : le réchauffement affecterait la productivité de 1 milliard de travailleurs
Le Monde: Le changement climatique fragilise un milliard de travailleurs
Novethic: CHANGEMENT CLIMATIQUE ET TRAVAIL : UNE PERTE DE PRODUCTIVITÉ ESTIMÉE À 2000 MILLIARDS $
The Guardian: Workers face 'epidemic of heat-related injuries' due to climate change (Arbeitnehmer stehen vor Epidemie hitzebedingter Gesundheitsgefährdungen aufgrund des Klimawandels)
Phys.org: Workers feeling the heat as climate change slashes productivity (Arbeitnehmer spüren die Hitze, da Klimawandel die Produktivität drosselt)
The News Nigeria: Searing heat will cost Nigeria 10% in lost work hours, say ILO and UNDP
Real News Network: Epidemic of Climate Change Related Health Problems
EHS: Epidemic of Climate Change Related Health Problems
Zitate vom Internationalen Tag zum Gedenken an Lohnarbeiter:
Philip Jennings, Generalsekretär der UNI Global Union „Heute, am internationalen Tag zum Gedenken an Lohnarbeiter würdigen wir Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer überall auf der Welt, die ihr Leben bei der Arbeit verloren haben. Oft sind es die ärmsten Arbeitnehmer, die den höchsten Preis zahlen. Arbeitnehmer, die extremer Hitze ausgesetzt sind, müssen Zugang zu kühlender Umgebung, Schatten, Wasser, schützender Kleidung und genügend Zeit für Erholungspausen haben. Das gilt ganz besonders für Menschen, die körperliche Arbeit verrichten, zum Beispiel draußen auf den Feldern, in Minen oder Fabriken. Man stelle sich einmal die Arbeit in einer Schuhfabrik in Vietnam oder in einer Bekleidungsfabrik in Bangladesch bei 35°C vor. Regierungen und Arbeitgeber müssen diese Problematik eines sich aufheizenden Planeten ernst nehmen und effektive politische Antworten und praktische Maßnahmen zum Schutz von Arbeitnehmern ausarbeiten. Wir kennen die Herausforderungen und wissen, was zu tun ist, um dies umzusetzen.“
Sharan Burrow, Generalsekretärin des Internationalen Gewerkschaftsbundes „Ein Temperaturanstieg stellt eine Gefahr für die Gesundheit von Arbeitnehmern und die Produktivität in Arbeitsumgebungen, in denen lähmende Hitze herrscht, dar. Es müssen dringend Maßnahmen gegen die Klimamaerwärmung ergriffen werden, um Arbeitnehmer jetzt und in der Zukunft zu schützen. Klimawandel ist real und es liegt an uns, zu handeln, um seine verheerenden Folgen aufzuhalten.“
Cecelia Rebong, Botschafterin und Ständige Vertreterin der Philippinen bei den Vereinten Nationen „Durch übermäßige Hitze sind die betroffenen Arbeitnehmerinnen und -nehmer der Gefahr hitzebedingter Stressfaktoren ausgesetzt. Dies wirkt sich sehr negativ auf das Wachstum aus, da die Produktivität darunter leidet. Potenziell betroffene Gruppen benötigen umfangreiche Unterstützung, um mit der zunehmenden Hitze am Arbeitsplatz fertig zu werden, aber mit der Anpassung an die Hitze sind auch Grenzen und Kosten verbunden. All dies verdeutlicht, wie grundlegend wichtig es ist, die globale Erwärmung auf ein Minimum zu begrenzen, ganz in Einklang mit den Zielen, einschließlich des Ziels eines Grenzwerts von 1,5°C, die im Pariser Abkommen festgeschrieben sind, das letzte Woche von 175 Nationen unterzeichnet wurde.“
Maria Luisa Silva, Leiterin des UNDP in Genf „Wir brachten diesen Bericht auf den Weg, um diesen besonderen und ernsthaften Problemen Anerkennung zu verschaffen und eine Diskussion darüber, wie darauf zu reagieren und wie damit umzugehen ist, anzustoßen. Regierungen, Arbeitgeber, Arbeitnehmer und andere einschlägige internationale Organisationen müssen sich mit diesen Herausforderungen auseinandersetzen, wenn wir es schaffen wollen, die Ziele nachhaltiger Entwicklung bis 2030 zu erreichen.“
Saleemul Huq, Vorsitzender der Sachverständigen-Beratergruppe des Climate Vulnerable Forums und Direktor des Internationalen Zentrums für Klimawandel und Entwicklung „Es sind die Menschen gefährdeter Länder wie Bangladesch, die aufgrund der Klimaerwärmung am meisten zu verlieren haben. Diejenigen, die auf dem Feld arbeiten, ruinieren beim Versuch, ihre Familien zu ernähren, womöglich ihre Gesundheit. Wollen wir nachhaltige Entwicklung wirklich ernst nehmen, so müssen wir die Maßnahmen gegen den Klimawandel insgesamt verschärfen und echte Möglichkeiten für die Anpassung von Gemeinschaften an diese neuen alltäglichen Extreme finanzieren.“
Moustapha Kamal Gueye, Programm für grüne Jobs der IAO „Die Ergebnisse des Berichts verdeutlichen, wie wichtig Strategien für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz als wichtige Dimensionen einer Antwort auf den Klimawandel sind.”
John Nduna, Generalsekretär der ACT Alliance „Klimawandel wirkt sich auf alle gesellschaftlichen Bereiche aus, weshalb wir über Partnerschaften und Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren, einschließlich der Zivilgesellschaft, zu einem gemeinsamen Verständnis und folglich zu gemeinsamen Lösungen für die zu bewältigenden Probleme gelangen werden.”
Frau Dina Ionesco, Direktorin für Migration, Abteilung für Umwelt und Klimawandel der IOM: „Wenn Menschen gezwungen sind, Pausen einzulegen und weniger zu arbeiten oder aufgrund extremer Hitze von ernsthaften gesundheitlichen Gefahren bedroht sind, leiden Familien, Einkommen und Nahrungsmittelsicherheit darunter.“ All das hat sich zu Faktoren entwickelt, die Leute dazu bewegen, wegzuziehen. Da die Auswirkungen der globalen Erwärmung extremer werden, kann Migration eine Strategie zur Anpassung an diese Veränderungen sein.“