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Beschäftigte von Amazon Deutschland protestieren vor dem Hauptsitz in den USA
Eine Abordnung deutscher Amazon-Beschäftigter trägt die Anliegen dieser Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer heute im Rahmen einer Protestkundgebung vor dem internationalen Hauptsitz des Welthandelsriesen in Seattle in die Vereinigten Staaten.
Den Arbeitnehmer/innen der Gewerkschaft ver.di, die Hunderttausende von Einzelhandelsbeschäftigten in Deutschland vertritt, werden sich heute bei einer Protestkundgebung, die zeitgleich mit geplanten Streiks in Amazonbetrieben in Deutschland stattfindet, auch mehrere US-amerikanische Gewerkschaften anschließen.
Diese Initiative ist ein wichtiger internationaler Schritt im Hinblick auf die derzeitigen Proteste gegen Amazon in Deutschland. Arbeitnehmer haben zu Hause in Deutschland bereits mehrere rollende Streiks durchgeführt, bei denen es um Löhne, Arbeitsbedingungen und die Weigerung des Megakonzerns, mit der ver.di zu verhandeln, ging. In den USA wurden Versuche von Beschäftigten in Auslieferungslagern, eine Stimme am Arbeitsplatz zu bekommen, durch Amazons gewerkschaftsfeindliche Haltung vereitelt.
Ver.di ist ein Mitglied der UNI Global Union, der internationalen Gewerkschaft für den Handelssektor. Generalsekretär Philip Jennings sagte: „Wir unterstützen die Bemühungen unserer Kollegen sowohl in Deutschland als auch in den Vereinigten Staaten voll und ganz. Sie sind nicht allein. Im Namen der 20 Millionen Arbeitnehmer, die weltweit von der UNI Global Union vertreten werden, stehen wir zu allen Amazon-Beschäftigten, die den Mut haben, für das, was richtig ist, zu kämpfen.“
„Amazon muss einsehen, dass es sein antigewerkschaftliches Beschäftigungsmodell nicht nach Europa exportieren kann. Wir fordern das Unternehmen auf, sich an den Verhandlungstisch zu setzen und ein globales Abkommen zu unterzeichnen, das die Rechte der Arbeitnehmer/innen im gesamten internationalen Unternehmensnetz garantiert.
Am Montag, den 16. Dezember um 10.00 Uhr werden ver.di-Mitglieder in Seattle solidarisch Seite an Seite mit amerikanischen Gewerkschaften vor Amazons internationalem Konzernsitz stehen, um dem Unternehmen klarzumachen, dass der Kampf jetzt erst richtig losgeht.
Wann: Montag, den 16. Dezember, 10.00 Uhr PST
Wo: Amazon-Konzernsitz, 450 Terry Ave. North, Seattle
Wer: Mitglieder der deutschen Gewerkschaft ver.di und Gewerkschaftsmitglieder aus dem Staat Washington, die solidarisch zu ihren Kolleginnen und Kollegen auf der ganzen Welt stehen (MLKCLC, CWA, Teamsters, UFCW, SEIU und weitere)
Warum: Um bessere Löhne und Leistungen, humanere Arbeitsbedingungen und formelle Verhandlungen mit dem Online-Einzelhandelsriesen zu fordern.
In einem Brief an den CEO von Amazon, Jeffrey Bezos, gelobte die Abteilungsleiterin der UNI Handel, Alke Boessiger, das globale Netz von Arbeitnehmern und Gewerkschaften bei Amazon auch weiterhin auszubauen.
„Als die globale Gewerkschaft für Handelsbeschäftigte wird die UNI diese Netze, über die die Arbeitsbedingungen an Amazon-Arbeitsplätzen auf der ganzen Welt überwacht werden, weiter ausbauen und einen formellen Dialog über Beschäftigungsthemen mit dem Unternehmen auf allen Ebenen anstreben,“ so Boessiger.
„Es ist an der Zeit, dass Amazon im Hinblick auf seine Verpflichtungen gegenüber den Beschäftigten etwas gut macht, statt es nur seinen Aktionären und Führungskräften recht zu machen.“
„Ich fordere Sie nachdrücklich dazu auf, dass die Geschäftsleitung von Amazon Deutschland die Gewerkschaft anerkennt und formelle Verhandlungen über einen Tarifvertrag aufnimmt, der branchenübliche Löhne und faire und der Gesundheit zuträgliche Arbeitsbedingungen vorsieht.“
Deutschlands Amazon-Beschäftigte sind empört darüber, dass das Unternehmen sich weigert, formell mit der ver.di zu verhandeln. Die Gewerkschaft möchte gegen die Praxis der konstanten Überwachung von Beschäftigten des Unternehmens und die unverhältnismäßigen Vorgaben, die die Beschäftigten als nicht einhaltbar bezeichnen, vorgehen. Ein anderes Problem sind die Löhne. In Deutschland werden die Lohn- und Gehaltsgruppen gemäß Branchenstandard festgelegt. Amazon weigert sich, den im deutschen Versandhandel üblichen Tarif zu zahlen und wendet stattdessen den Tarif der „Logistikbranche“ an, da die Löhne und Gehälter nach diesem Tarif viel niedriger ausfallen.
Der Besuch der Beschäftigten von Amazon Deutschland in den USA wird von der amerikanischen Gewerkschaftsbewegung umfangreich unterstützt.
Richard Trumka, der Vorsitzende des amerikanischen Gewerkschaftsbunds (AFL-CIO) ließ verlauten: „Es ist an der Zeit, dass Amazon im Hinblick auf seine Verpflichtungen gegenüber den Beschäftigten etwas gut macht, statt es nur seinen Aktionären und Führungskräften recht zu machen und wir werden in Seattle sein, damit man unsere Stimmen hört.“
Die Kampagne der ver.di wird auch von der Gewerkschaft der Beschäftigten in der Nahrungsmittelindustrie (UFCW), der Gewerkschaft der Beschäftigten im Kommunikations- und Medienbereich (CWA) und der Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes und des Dienstleistungssektors (SEIU) unterstützt. Für die Logistik der Reise der deutschen Beschäftigten nach Seattle ist das Martin Luther King Jr. Central Labor Council zuständig.
Der geschäftsführende stellvertretende Vorsitzende der UFCW Pat O'Neill, der gleichzeitig auch Vorsitzender der UNI Handel Global Union ist, der wiederum die ver.di als aktives Mitglied angehört, sagt: „Die UFCW und unsere Mitglieder klatschen Beifall zum mutigen Vorgehen unserer geschätzten Kolleginnen und Kollegen von Amazon Deutschland, die sich für ihre Rechte einsetzen und wir werden ihnen in ihrem Kampf beistehen. Wir haben keinen Zweifel daran, dass sie siegreich sein werden.“ Auch der Senior Director der CWA George Kohl begrüßte das Handeln der ver.di: „Die ver.di ist sich der Gefahr bewusst, dass das US-amerikanische Modell der Unterdrückung von Arbeitnehmerrechten und Lebensstandards auch in anderen Ländern Fuß fassen könnte und wehrt sich vehement gegen diesen Angriff auf die Arbeitnehmer.“ Die Gewerkschaft Teamsters griff die Forderung der Beschäftigten von Amazon Deutschland auf, nämlich dass Beschäftigte nicht wie Arbeitskräfte, sondern wie echte Partner behandelt werden sollten.