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Unterstützung der Rana Plaza-Opfer durch Bekleidungsmarken lässt auf sich warten
Kurz vor dem ersten Jahrstag des tragischen Rana Plaza-Einsturzes fordern die globalen Gewerkschaften IndustriALL und UNI zusammen mit dem führenden Netz für Arbeitnehmerrechte Clean Clothes Campaign heute alle Markenfirmen, die Beziehungen zum Rana Plaza haben, ihren finanziellen Verpflichtungen nachzukommen und dafür zu sorgen, dass Hinterbliebe und Familien der Opfer die so dringend notwendige Unterstützung vor dem ersten Jahrestag am 24. April erhalten.
Der Geber-Treuhandfonds, der die Einziehung der Leistungsanträge und die Verteilung des Geldes auf zentraler Ebene koordiniert, braucht Beiträge in der Höhe von 40 Millionen USD, um sicherzustellen, dass die 1'138 Familienangehörigen der Opfer und die über 2'000 Hinterblieben die so dringend benötigen Ausgleichszahlungen für Einkommensverluste und Behandlungskosten erhalten.
Bisher haben sich nur knapp die Hälfte der Firmen, die mit einer der Fabriken Beziehungen hatten, zu Finanzleistungen verpflichtet, und der Fonds verfügt lediglich über einen Drittel der erforderlichen Mittel.
"Bislang haben 15 Marken, unter ihnen Benetton, Matalan, Adler Modemarkte und Auchan nicht einmal den ersten geforderten Betrag in den Geber-Treuhandfonds geleistet", erklärte Philip Jennings von UNI Global Union, "wir rufen nun sie nun alle auf, dieser Verpflichtung mit einem bedeutenden Spenderbetrag in den Fonds, der das einzige inklusive, transparente und von der IAO anerkannte Programm für Entschädigungsleistungen für die Opfer von Rana Plaza umfasst, nachzukommen".
Nicht alle Marken, die Spenden geleistet haben, haben ihre Beiträge veröffentlicht, doch lagen diese in der Regel zwischen 500'000 und 1 Million USD.
Ineke Zeldenrust von der Clean Clothes-Kampagne erklärte: "Die 29 Markenfirmen, die sich zum Zeitpunkt des Einsturzes oder in jüngster Zeit bei Fabriken im Rana Plaza-Gebäude eindeckten, erzielten insgesamt Gewinne von über 22 Mrd. USD pro Jahr; sie werden aufgerufen, mit weniger als 0,2% dieser Gewinne zur Entschädigung von Menschen beizutragen, die mithalfen, dieses Resultat zu erreichen. Der Spendertreuhandfonds wurde bereits vor zwei Monaten eingerichtet, doch sind die bisher geleisteten Beiträge noch weit von den erforderlichen 40 Millionen USD entfernt. Gemäß der getroffenen Vereinbarung könnten jedoch die erforderlichen Beiträge geleistet werden: die heutige Spenderliste umfasst einiger der weltweit größten Marken aus Europa und den USA, doch sind ihre Beiträge angesichts ihres finanziellen Potenzials beschämend niedrig.
In den zwei Wochen bis zum Jahrestage müssen die geleisteten Beiträge um über zwei Drittel erhöht werden, und selbst die Marken, die bereits Gelder eingezahlt haben, müssen ihre Beiträge auf ein bedeutend höheres Niveau bringen.
Nur die Firma Primark hat einen wesentlich höheren Beitrag geleistet: sie zahlte 1 Million USD direkt in den Fonds ein und leistete im Rahmen dieses Programms Direktzahlungen an die Beschäftigten der Fabrik New Wave Bottoms, von der sie ihre Artikel bezieht, womit sie ihre Spenden auf nahezu 7 Millionen USD erhöhte.
Der von der IAO verwaltete Geber-Treuhandfonds nimmt mittlerweile Anträge von Anspruchsberechtigten entgegen. Jyrki Raina von der Global Union IndustriALL erklärt: " Die Bedürfnisse der überlebenden ArbeitnehmerInnen und der Familien der Verstorbenen sind enorm. Im vergangenen Jahr riefen die riesigen Behandlungskosten und das Fehlen der notwendigen Einkommen das schreckliche Ereignis stets in Erinnerung. Die Marken haben die Möglichkeit, zur der Lösung dieser Probleme beitragen, jedoch nur, wenn sie entsprechende Entschädigungen leisten. Wenn sie in zwei Wochen von der Weltgemeinschaft gefragt werden, was sie als Antwort auf die Rana Plaza-Tragödie getan haben, wollen sie dann sagen, dass sie es versäumt haben, die Opfer zu unterstützen?"
Im Vorfeld des 24. April planen Gewerkschaften und NGO in Asien, Europa und Nordamerika gemeinsam Aktionen mit Verbündeten wie z. B. International Labor Rights Forum (ILRF), United Students Against Sweatshops (USAS) und Maquila Solidarity Network (MSN).