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Sieben ‘Symptome’ der globalen Gesundheitskrise im Banksektor
Banksektor: Die menschliche Krise, eine grosse, neue Umfrage bei Bankangestellten in 26 Ländern zur Ermittlung der Folgen der Krise für die Arbeitsplätze und die Arbeitsbedingungen in der Finanzwirtschaft seit 2011. Die Erhebung folgt auf die jüngsten Tragödien im Finanzsektor, insbesondere die aufsehenerregenden Todesfälle von Bankangestellten im Vereinigten Königreich und in der Schweiz.
In der von UNI Finanz, der globalen Gewerkschaft für den Finanzsektor durchgeführten Umfrage berichten über 80 Prozent der Bankgewerkschaften in Europa über eine Verschlechterung der Gesundheit ihrer Mitglieder und bezeichnen dies als ein wesentliches Problem. Ein wichtiger Faktor ist der Stress: die Beschäftigten berichten über die Auferlegung unrealistischer Verkaufsziele, niedrige Löhne und gleiche Arbeitsbelastung mit weniger Personal. Sie befürchten auch den Verlust ihres Arbeitsplatzes, wobei älteres häufig durch jüngeres, schlechter bezahltes Personal mit befristeten Verträgen ersetzt wird.
Marcio Monzane, Leiter von UNI Finanz, erklärte: "Diese Krise betrifft uns alle in vielfacher Hinsicht. Während wir zu Recht mit dem Finger auf die Eigentümer der Bank und ihre Rolle in der Krise zeigen, gibt es Millionen von Angestellten im Finanzsektor, die ehrliche, harte Arbeit leisten und deren Berufsleben aufgrund der laufenden dramatischen Veränderungen in der Finanzwirtschaft ruiniert wurde.
“Hunderttausende Arbeitsplätze wurden und werden weiterhin gestrichen. Der Druck auf das Personal, mit immer weniger personellen Ressourcen mehr zu leisten, ist enorm und kommt in der Beeinträchtigung der Gesundheit und des Lebensstils der Bankangestellten weltweit zum Ausdruck.”
Fünfzig Prozent der befragten Gewerkschaften erklärten, dass sich ihre Mitglieder über eine übermäßige Belastung ihres Privatlebens beklagen. Die Gewerkschaft IBOA in Irland spricht von "unrealistischen Zielen auf allen Ebenen, ohne Rücksicht auf das Finanzumfeld". Gemäß einem kürzlich erschienenen Bericht des Statec (nationales statistisches Institut Luxemburgs) sind die Angestellten im Banksektor (12%) am stärksten von Mobbing betroffen.
Arbeitsplatzverluste nehmen in sieben europäischen Ländern dramatisch zu, so z. B. in Frankreich, den Niederlanden und Griechenland, sowie auch in Asien, Amerika und Afrika, heißt es im Bericht. Die Verluste verringern sich in neun anderen europäischen Ländern, insbesondere in Irland, Spanien und dem Vereinigten Königreich, wo sie jedoch ein sehr hohes Niveau erreicht hatten.
Im Bericht werden sieben im Sektor beobachtete Trends herausgestellt, die die Beschäftigten zusätzlich unter Druck setzen:
· Fortgesetzte tiefgreifende Umstrukturierung im Gefolge der Finanzkrise;
· Finanzsektor-Angestellte stehen in Bezug auf Finanzprodukte unter starkem Verkaufsdruck;
· Arbeitsplatzverluste betreffen in erster Linie Front-/Backoffice-Jobs und IT-Positionen;
· Arbeitsplätze werden in regionale Strukturen ausgelagert (Offshoring und Outsourcing);
· Gewerkschaftskampagnen außerhalb Europas schaffen Ausgleich für fehlende Tarifverträge;
· Verschlechterung der Gesundheit vieler Finanzsektorangestellten;
· Umstrukturierungen haben negative Auswirkungen auf Geschäftstätigkeit und Produktivität.
Ein Call-Center-Angestellter einer internationalen Bank in Brasilien erklärte: "Verkaufsziele zu erreichen ist nicht alles: Kontrolleure versenden E-Mails mit den Namen derjenigen, denen dies nicht gelang. Ich fürchte, ich kriege bald eine Herzattacke".
Ein Angestellter einer spanischen Bank wies darauf hin, dass "die Kunden ganz allgemein sehr aggressiv gegenüber den Bankangestellten werden, wenn es um ihre Hypotheken oder Schulden geht. Das Personal ist nicht genügend geschützt. Leider lassen Kunden, die sich finanziell betrogen fühlen, ihre Wut an den Schalterbeamten aus, anstatt vor den Häusern der Eigentümer der Bank zu protestieren".
UNI Global Union setzt sich für ein gerechteres Vorgehen bei der Umstrukturierung ein, wobei die Dividendenzahlung an die Aktionäre begrenzt und alles getan wird, um die Arbeitsplätze zu schützen. Tarifverträge zwischen globalen Gewerkschaften und multinationalen Banken sind ihrer Meinung nach ein wirksamer Weg, um eine faire Behandlung und Entlohnung der Beschäftigten zu gewährleisten. Die Anhebung der Standards für auslagerte Jobs in den Empfängerländern über Globale Abkommen hat vorrangige Bedeutung.
Für weitere Informationen oder Exemplare des Berichts bitte das UNI Global Union-Medien-Team kontaktieren: Tel. 00 41 794 97 09