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Durchbruch im Jahr 2013: Ein Jahr im Rückblick
Für die UNI Global Union und unsere regionalen und sektoralen internationalen Branchengewerkschaften war 2013 ein weiteres Jahr des Durchbruchs.
Die Zahl der Herausforderungen für unsere Bewegung vergrößert sich ebenso rasch, wie die wirtschaftliche Kluft. Regierungen ziehen die Mauer zwischen dem obersten ein Prozent und den arbeitenden Menschen immer höher. Auf jeden Einzelnen dieses obersten ein Prozent kommen Millionen anderer, denen ein existenzsicherndes Einkommen verwehrt wird, und die nicht für die Zukunft ihrer Familie oder einen gesicherten Ruhestand planen können.
Allmählich wird klar, dass die neoliberalen Vorgaben zur Deregulierung der Arbeitsmärkte und zur Demontage der Tarifsysteme zu zunehmender wirtschaftlicher Ungleichheit führen und das Wachstum bremsen.
Bangladesch-Abkommen
Falls wir eine kleine Hilfe brauchten, um uns daran zu erinnern, welchen Gefahren Arbeitnehmer, die keine Stimme am Arbeitsplatz haben, ausgesetzt sind, so haben wir vor acht Monaten an einem tragischen Tag in Bangladesch eine solche Erinnerungshilfe erhalten.
Eine Fabrik in einem Vorort der Hauptstadt Dhaka stürzte ein und die Trümmer von acht Stockwerken begruben die darunter eingeschlossenen Arbeitnehmer unter sich. Dies sollte die Katastrophe mit den meisten Todesopfern der Geschichte der Bekleidungsindustrie werden und kostete 1.131 Menschen das Leben.
In Anbetracht dessen forderten UNI Global Union und IndustriALL ein Umdenken. Wir arbeiteten einen rechtsverbindlichen Vertrag über Brandschutz und Gebäudesicherheit in Bangladesch aus. Bis zum heutigen Tag haben bereits 120 internationale Markenhersteller und Handelsunternehmen unterzeichnet und 1.800 Fabriken sind von den strengen, unabhängigen Sicherheitsregelungen erfasst. Das Abkommen ist das erste seiner Art und beinhaltet eine Verpflichtungsübernahme durch die Markenhersteller im Hinblick auf eine nachhaltige Bekleidungsindustrie in Bangladesch.
Unser Ziel bei der Zusammenarbeit mit IndustriALL und ITF besteht darin, die Praktiken entlang der Lieferketten, die Gegenstand eines Wettlaufs nach unten sind, zu ändern. Wir freuen uns zu hören, dass bei der IAO-Konferenz im Jahr 2016 die Lieferkettenaktivitäten im Mittelpunkt stehen werden.
Organisieren und globale Abkommen
Die UNI treibt den Wandel über ihre Organisierungskampagnen zur Erhöhung des Mitgliederbestands der Gewerkschaften auf der ganzen Welt und zum Teil auch über die Aushandlung globaler Rahmenabkommen mit multinationalen Unternehmen, durch die die Arbeitnehmer in die Lage versetzt werden, sich ohne Furcht gewerkschaftlich zu organisieren, voran.
Was folgt ist eine Momentaufnahme einiger im Bereich des Organisierens und der globalen Abkommen im Jahr 2013 erzielten Erfolge.
· Im Januar unterzeichnete Telenor das erste globale Abkommen des Jahres 2013. Das multinationale Telekommunikationsunternehmen ließ verlauten, dass es die große Bedeutung von Gewerkschaften für die Vertretung der Interessen der Arbeitnehmer und „die Rolle, die die UNI, ausgehend von ihrem Know-how und ihrer Kompetenz in Bezug auf die Arbeitsbeziehungen in dieser Hinsicht spielen kann, anerkennt.“ Nach der Unterzeichnung geht die Arbeit weiter, um die Anerkennung der Telenor-Gewerkschaften in Thailand, Bangladesch und Malaysia durchzusetzen.
· Codere unterzeichnete im März 2013 ein globales Abkommen. Da Codere einer der größten Akteure des internationalen privaten Spielesektors ist, stellt Coderes Unterschrift einen Riesenschritt nach vorn bei UNIs Bemühungen zur gewerkschaftlichen Organisation von Arbeitnehmer/innen im Sektor Spiele und Wetten dar.
· Ein vorrangiges Ziel für UNI Wartungs- und Sicherheitsdienste ist die Erzielung eines globalen Abkommens mit Prosegur, wobei sich die Kampagne gerade etwas aufgeheizt hat. Obwohl das Unternehmen bereits dafür bekannt ist, in der Vergangenheit Streikende entlassen zu haben, gelang es den Arbeitnehmern in Peru im Jahr 2013 nach einer intensiven internationalen Solidaritätsaktion siegreich aus einem Streik hervorzugehen. UNI reichte Ende des Jahres bei der spanischen Regierung eine Beschwerde ein, in der das Unternehmen beschuldigt wird, gegen die OECD-Leitsätze zu verstoßen.
· Die UNI Walmart-Allianz führt auch weiterhin den weltweiten Kampf für mehr Gewerkschaftsrechte und bessere Arbeitsbedingungen bei Walmart an. Die UNI organisierte im Jahr 2013 eine globale Aktionswoche, an der sich Gewerkschaften in 12 Ländern beteiligten. Über die Allianz wird direkter Kontakt und Austausch zwischen Arbeitnehmer/innen in Südafrika, Argentinien und den Vereinigten Staaten hergestellt und UNI Handel sorgt in vielen Ländern auch weiterhin für einen Anstieg der Mitgliederzahlen der Gewerkschaften.
· UNI und ITF haben die weltweite Kampagne für ein globales Abkommen mit DHL im Jahr 2013 intensiviert. Die Beschwerde von UNI und ITF bezüglich der Verstöße gegen die OECD-Leitsätze wurde von der deutschen Regierung akzeptiert und der Vorgang befindet sich derzeit noch in Bearbeitung. Der bisher größte Fortschritt war die Anerkennung der TUMTIS in der Türkei, einer Gewerkschaft für 1.900 Arbeitnehmer.
· Die gemeinsame IGB/CWA/ver.di/UNI-Kampagne zur Erzielung des Rechts auf gewerkschaftliche Organisation für 23.000 Beschäftigte der T-Mobile (Deutsche Telekom) in den USA und andernorts läuft auch weiterhin. Es gibt eine nie zuvor da gewesene Partnerschaft zwischen Beschäftigten in den USA und in Deutschland.
· Gerade wird eine gemeinsame CONTRAF/UNI/CWA-Kampagne auf den Weg gebracht, um unter Rückgriff auf das mit dem Banco do Brasil geschlossene globale Abkommen Bankangestellte in den USA zu organisieren. Die brasilianische Gewerkschaft der Bankangestellten war die treibende Kraft hinter dieser Kampagne.
· UNI MEI gelang mit der Anwerbung von über 60% der Beschäftigten ein Organisierungsdurchbruch bei der Fernseh- und Rundfunkanstalt ASTRO in Malaysia.
Der Weg nach Kapstadt
Da wir 2014 in ein Kongressjahr steuern, blicken wir mit neuem Gefühl des Stolzes auf das, was wir erreicht haben und mit fester Entschlossenheit auf die Bewältigung der Herausforderungen, die noch vor uns liegen. Der Weltkongress wird ein Jahr nach dem Verlust von Nelson Mandela und zu einem Zeitpunkt, zu dem sich die Befreiung Südafrikas von der Apartheid zum 20. Mal jährt, stattfinden. Das Thema der Konferenz lautet 'Mit dir/Ubuntu!' Das Konzept von Ubuntu kann folgendermaßen definiert werden: „Ich bin, wer ich bin aufgrund dessen, was wir sind.“
Der Kongress wird rund um die drei wesentlichen, miteinander verknüpften Themen, auf die UNI sich besonders konzentrieren wird, aufgebaut sein:
Mit dir für das Wachstum der Gewerkschaften
Mit dir in einer neuen Welt der Arbeit
Mit dir bei der Rückgewinnung unserer Volkswirtschaften
Mit dir zielt auf die Erreichung eines wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandels ab, und zwar durch die Einbeziehung erwerbstätiger Menschen in die nationale politische Diskussion, durch das Teilen der Vorteile des wirtschaftlichen Wachstums, durch die Bereitstellung angemessener Wohlfahrtssysteme, angefangen von Bildung bis hin zu Gesundheit, sowie durch Kollektivverhandlungen und Bereitstellung menschenwürdiger Arbeitsplätze.
Regionale Durchbrüche
UNI-Afrika hat 2013 den Durchbruch mit Zehntausenden von neuen Mitgliedern geschafft. Anfang dieses Jahres wurde eine regionale Konferenz in Nairobi abgehalten und wir freuen uns auf das, was UNI-Afrika in Kapstadt für uns bereithalten wird.
UNI-Apro-Sektorkonferenzen für MEI, Finanz, ICTS, Handel, Post und Graphik fanden allesamt im August und September in Bangkok statt, wobei Dutzende von Organisierungsbeispielen in jedem Sektor in der ganzen Region angeführt wurden.
UNI-Europa arbeitet auch weiterhin darauf hin, das Recht der Sozialpartner als EU-Mitgesetzgeber zu verteidigen. UNI-Europa hat eine Grundsatzerklärung für Dienstleistungen verabschiedet, in der sie strategische Optionen für einen alternativen Ansatz für EU-Politiken, die sich auf Dienstleistungen auswirken, darlegt.
UNI-Americas erzielte 2013 eine Serie von Durchbrüchen, insbesondere in Kolumbien, wo sie mit der UNI Graphik und Verpackung die Gewerkschaftsanerkennung bei Kimberly Clark erzielte. Kolumbien ist eines der schwierigsten Länder der Welt, in dem Gewerkschaften nur tätig sein können und dieser Erfolg ist ein Zeichen für das, was in der gesamten Verpackungsbranche in Lateinamerika erzielt werden kann.
50. Globales Abkommen
Wir freuen uns, die Unterzeichnung von UNIs 50. globalem Rahmenabkommen bekannt geben zu können. Loomis AB, ein internationales Geld- und Werttransportunternehmen mit Hauptsitz in Stockholm, konzentriert sich überwiegend auf Europa und die USA und beschäftigt circa 22.000 Arbeitnehmer in 14 Ländern. UNI Reinigung/Sicherheit treibt den Durchbruch im Sicherheitssektor auch weiterhin voran und neben G4S, ISS und Securitas hat nun auch Loomis ein globales Abkommen unterzeichnet.
Stars aus der Welt des Sports
Wir freuen uns, 2014 einige der größten Stars der Sportwelt in der UNI-Familie begrüßen zu dürfen. Der UNI Sport Pro werden sich demnächst Gewerkschaften und Verbände aus Sportarten, wie Fußball (Soccer), Rugby, Cricket, American Football, Basketball, Eishockey und Baseball anschließen.
Mehr Sichtbarkeit
Die Erhöhung der Sichtbarkeit der UNI und der Gewerkschaftsbewegung insgesamt ist ein wesentlicher Bestandteil von UNIs Durchbruchsstrategie für 2014. Wir arbeiten bereits intensiv daran und haben 2013 eine neue Website und ein E-Bulletin eingeführt sowie auch unsere Darstellung in den sozialen Medien auf Topniveau gebracht. Die Facebookseite der UNI Global Union bekam über 50.000 Likes, diejenige der UNI Walmart-Allianz über 90.000 Likes und die der UNI Prosegur-Allianz über 75.000 Likes. Auf Twitter ist Philip Jennings mit derzeit über 90.000 Followern einer der meistverfolgten Gewerkschaftsführer der Welt. Gemäß unserer digitalen Strategie für 2014 werden wir sogar noch durchschlagenderes multimediales Material entwickeln, um den Durchbruch mit einem noch breiteren Publikum zu schaffen.
Ausgewählte Medienberichte aus der ganzen Welt von 2013
Forbes – Bangladesch: Will corporate deeds go unpunished?
The Guardian - UNI's Philip Jennings: Work should 'lift you out of poverty, not keep you in it'
http://www.theguardian.com/sustainable-business/un-global-compact-leaders-union-busters-wage-gap
Los Angeles Times - Amazon employees in Germany strike just before Christmas
Le Matin - L’Europe se moque des coiffeuses en talons aguilles
Daily Telegraph - Top retailers open Bangladesh factories to inspections
CNBC - Financial workers fall sick due to stress
http://www.cnbc.com/id/101116429
Die Welt - Viele Telekom-Mitarbeiter fühlen sich schikaniert
Financial Times - Don’t make light of hairdressers
http://www.ft.com/cms/s/0/7828f8a4-2c42-11e3-acf4-00144feab7de.html
Financial Times – US retail under pressure on Bangladesh deal
http://www.ft.com/intl/cms/s/0/33e2f2ce-be44-11e2-bb35-00144feab7de.html
ABC (Spanien) - Empleados denuncian en Europa a Prosegur
RTS – La Question: Pourquoi les syndicats s'en prennent à Coop et Migros?
Indian Express - UNI Global warns India on FDI in retail
http://www.indianexpress.com/news/uni-global-warns-india-on-fdi-in-retail/926509/
Bloomberg Africa - UNI Global Union Targets MTN, Ecobank for Global Labor Accords
Und schließlich möchten wir allen Mitgliedsorganisationen für ihre Unterstützung und ihre Beiträge zur Arbeit der UNI Global Union im Jahr 2013 danken.
Philip Jennings und Christy Hoffman