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Gewerkschaften geloben, sich Amazons ‘arbeitnehmerfeindlicher Unternehmenskultur’ zu widersetzen
Gewerkschaftsvertreter aus Schlüsselländern von Amazons Hauptmärkten kamen diese Woche in Berlin zusammen, um sich eingehend mit der unzumutbaren Behandlung der Mitarbeiter des Onlinehändlers und dessen gewerkschaftsfeindlicher Haltung zu befassen.
Die Gewerkschaften - alle Mitgliedsorganisationen der ITF (Internationale Transportarbeiter-Föderation) und der UNI Global Union - prüfen derzeit eingehend die Lage in Deutschland, wo die Gewerkschaft ver.di in großen Betrieben im ganzen Land für die gewerkschaftliche Organisation der Belegschaft zuständig ist. Die Gewerkschaften werden Strategien zur flächendeckenden Verbesserung der Arbeitnehmervertretung bei Amazon, einschließlich in Polen und der Tschechischen Republik, wo das Unternehmen plant, fünf weitere Vertriebszentren zu eröffnen, entwickeln.
Dazu die Leiterin der UNI Handel Global Union, Alke Boessiger: „Die Gewerkschaftsbewegung akzeptiert Amazons Modell für die New Economy, bei dem die Arbeitnehmer wie Roboter behandelt werden, prekäre Arbeit die Norm ist und öffentliche Gelder missbräuchlich verwendet und die Profite zur Steuervermeidung aus dem Gastland geschleust werden, nicht. In Deutschland und Frankreich haben wir gesehen, dass gewerkschaftlich organisierte Amazon-Beschäftigte durchaus in der Lage sind, Amazon die Stirn zu bieten. Jeff Bezos und seine Mitstreiter liegen völlig falsch, wenn sie denken, dass sie die Gewerkschaften in Polen und in der Tschechischen Republik im Zuge ihres Expansionsplans nach Osten einfach aushebeln können. Die internationale Gewerkschaftsbewegung wird an der Seite dieser Gewerkschaften bei deren Kampf um menschenwürdige Arbeit und Bedingungen für Amazon-Beschäftigte stehen.“
Ingo Marowsky, Leiter des globalen Teams für Lieferketten und Logistik, erklärte: „Die UNI und die ITF haben viel Erfahrung im Umgang mit multinationalen Einzelhandelsunternehmen und Zustellfirmen. Erst kürzlich machten wir beispielsweise DHL klar, dass sich Unternehmensverantwortung auch auf gute Arbeitgeber-/Arbeitnehmerbeziehungen beziehen muss und in die Due Diligence-Verfahren auch die Arbeitgeber-/Arbeitnehmerbeziehungen einbezogen werden müssen. Amazon sollte sich solche Berichte anhören und daraus lernen.“
Stephen DeMatteo, Leiter der UNI Post und Logistik, meinte abschließend: „Das internationale Lieferketten- und Liefermodell ist im Wandel begriffen. Unternehmen wie Amazon und DHL müssen eine führende Rolle dabei spielen, verantwortliche und nachhaltige Standards im Bereich Lieferung und Logistik zu setzen. Wenn sie gegenüber ihren Mitarbeitern allerdings nicht verantwortungsbewusst handeln, besteht die Gefahr, dass die Arbeitnehmer wieder ins tiefste Mittelalter katapultiert werden. Die Gewerkschaftsbewegung wird sich vehement gegen alle untragbaren Wirtschaftsmodelle wehren, die einzig und allein zum Zwecke der Profitmaximierung und zulasten der Menschenwürde konzipiert werden.“
ENDE
Hintergrund
UNI und ITF verweisen auf einige belegte Beispiele für die Behandlung von Mitarbeitern durch Amazon und gewerkschaftsfeindliche Haltungen, wie etwa:
• Tim Collins, Leiter der Amazon-Unternehmenssparte EU-Logistik, ließ verlauten, dass man bei Amazon keine Gewerkschaften brauche, da sie potenziell „Konflikte“ zwischen Geschäftsleitung und Beschäftigten verursachen
• Amazon eröffnet dieses Jahr vier Vertriebszentren in Polen und in der Tschechischen Republik und 2015 ein fünftes in Polen - die Gewerkschaften glauben, dass diese Expansion nach Osten eine Taktik zur Gewerkschaftsvermeidung sein könnte
• Amazon behandelt seine Mitarbeiter wie Roboter und zwingt sie, viele Arbeitsstunden lang unter enormem Stress und schlechten Bedingungen zu arbeiten
• Amazon-Beschäftigte in den Vertriebszentren müssen am Arm befestigte Datenendgeräte tragen, über die jeder ihrer Schritte überwacht werden kann
• Es gibt keine festen Vereinbarungen zu Pausen und Arbeitstempo
• Es heißt, dass von der Amazon-Kultur Mobbing und Schikane ausgehen
• Amazon-Chef Jeff Bezos wurde kürzlich in einer vom Internationalen Gewerkschaftsbund (IGB) durchgeführten Abstimmung zum schlechtesten CEO des Planeten gewählt