News
Sechs Monate nach Rana Plaza – Markenhersteller müssen JETZT Entschädigungen zahlen
Heute ist ein trauriger Meilenstein, denn heute vor sechs Monaten, am 24. April, kamen 1.129 Textilarbeiter/innen beim Zusammenbruch des Rana-Plaza-Gebäudes in Sabhar durch einen industriellen Totschlag ums Leben.
Während dieses Zeitraums hat nur ein einziger Markenhersteller eine Entschädigung bezahlt.
IndustriALL und UNI, die beiden internationalen Branchengewerkschaften, die sich gemeinsam dafür einsetzen, dass die Bekleidungsindustrie in Bangladesch sicher und nachhaltig gemacht wird, werden heute bei Sonnenuntergang an der Rana-Plaza-Ruine neben Überlebenden und Familien im Kerzenschein mit einer Nachtwache der Opfer gedenken. Die beiden Gewerkschaften sind entsetzt, dass Primark sechs Monate nach der Tragödie nach wie vor der einzige Markenhersteller ist, der Zahlungen an die Opfer geleistet hat.
Primark hat in Zusammenarbeit mit lokalen Gewerkschaften, die über den Bangladesch-Rat von IndustriALL (IBC) organisiert sind, den Mechanismus für die Verteilung der Entschädigungen an mehr als 3.600 Arbeitnehmer/innen und Familien festgelegt. Die Zahlung wird über bKash getätigt, lässt damit Mittelsmänner außen vor und hat die vollständige Unterstützung der Arbeitnehmer/innen des Rana Plaza.
Jyrki Raina, der Generalsekretär von IndustriALL, sieht das Abkommen als Möglichkeit sicherzustellen, dass die Tragödie des Rana Plaza als Erbe eine anhaltende Veränderung in der Branche hinterlassen wird:
“Alle Akteure der Lieferkette in Bangladesch sind sich einig, dass das enorme Maß an Verwüstung im Rana Plaza allen Beteiligten die historische Chance gibt, die Sicherheitsprobleme in der Branche zu beheben. Das Abkommen für Brand- und Gebäudesicherheit in Bangladesch nimmt diesen Appell auf. In den nächsten fünf Jahren wird im Rahmen des Abkommens regelmäßig über Erfolgsgeschichten von Fabrikinstandsetzungen und Verbesserungen berichtet werden.”
Philip Jennings, der Generalsekretär von UNI Global Union, führt weiter aus:
“Das Abkommen wird weiterhin der zentrale Motor bleiben, der den Schwung für die Sicherheitsreform aufrecht erhält. Die einzige Art und Weise, wie sich die Sicherheit in Fabriken überwachen und prüfen lässt, ist unter Einbeziehung der Arbeitnehmer/innen. Und dieses internationale Abkommen für Arbeitsbeziehungen baut genau auf dieser Überzeugung auf.”
Die Haltung der Käufer gegenüber einer Entschädigung war gemischt. Einige verweigern eine Beteiligung, andere bestreiten vehement eine Verbindung und wieder andere lehnen die Verantwortung ab, weil ihre Produktion schon vor einiger Zeit eingestellt oder ohne ihr Wissen nach Rana Plaza outgesourct worden sei.
In der Zwischenzeit haben zwei Ausschüsse, die vom Obersten Gerichtshof in Bangladesch eingerichtet wurden, Entschädigungshöhen für die Opfer von Rana Plaza vorgeschlagen. Dieses sind quasi identisch mit den Forderungen der Arbeitnehmer/innen, die sich in dem IndustriALL/CCC/WRC-Vorschlag finden, d.h. 1,8 Mio. BTK (US$2.300) pro Familie eines/einer Verstorbenen.
Während die Gespräche auf internationaler Ebene weitergehen, gedachten Überlebende und Familien von Opfern heute am Rana Plaza ihrer Liebsten. Und alle stellen dieselbe Frage: Wann erhalten wir endlich Entschädigung für unseren Verlust?