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Oliver Roethig trifft sich in Athen mit griechischen Ministern und Gewerkschaften
"Die Bevölkerung hat eine demokratische Entscheidung getroffen, dass das Land nach fünf Jahren ergebnisloser Sparpolitik, die Not und Leid brachte, einen neuen Weg einschlagen will. Das muss die Eurozone respektieren", betonte Oliver Roethig bei seinen Gesprächen in Athen.
"Griechenland muss Zeit und Raum gegeben werden, um die finanziellen Mittel für eine faire Neuhandlung seiner Schulden zu erhalten. Eine Überbrückungshilfe bis Juni wäre zweifellos die beste Lösung für das Land".
O. Roethig ist der erste Gewerkschaftsführer, der mit der im Januar gewählten neuen Regierung zusammentrifft. Wirtschaftsminister George Stathakis erklärte ihm gegenüber, er sei überzeugt, dass eine Regelung mit der Eurozone gefunden werden könne.
“Ich bin optimistisch, dass man uns etwas Zeit und Raum geben wird, aber vielleicht nicht soviel, wie wir es wünschen, aber man wird uns entgegenkommen", erklärte er.
Während seines Besuchs traf O. Roethig auch mit den Verantwortlichen der größten griechischen Mitgliedsorganisationen zusammen, um zu prüfen, wie UNI in dieser beispiellosen humanitären Krise die Arbeitnehmer, die praktisch keine Gewerkschaftsrechte mehr haben, unterstützen kann.
Die griechischen Gewerkschaften erwähnten ihre Probleme, mit denen sie seit der Einführung der Sparpolitik konfrontiert sind. Sie waren sich alle darin einig, dass die Wiedereinführung von Tarifverhandlungen und Arbeitnehmerrechten ein vorrangiges Anliegen für die neue Regierung sein muss, und dass eine europäische Zusammenarbeit bei der Wiederherstellung von Arbeitsbeziehungen unerlässlich ist. Die Sparpolitik hat zu einem drastischen Mitgliederrückgang geführt und die Gewerkschaften prüfen neue Wege, um die Arbeitnehmer erneut für die Gewerkschaftsbewegung zu gewinnen.
Unter der letzten Regierung und der Überwachung durch die sogenannte Troika war Griechenland das Ziel der wohl härtesten Sparmaßnahmen, die in Europa im letzten Jahrzehnt umgesetzt wurden. Diese Sparpolitik hatte einen Rückgang des BIP um 25% zur Folge und konnte die Produktivität und die Wettbewerbsfähigkeit nicht steigern. Mehr als ein Viertel der Erwerbsbevölkerung ist nun arbeitslos und das Realeinkommen ist um 21% gesunken. Hunderttausende haben ihren Job, ihr Zuhause und ihre Existenzgrundlage verloren.
In einem Interview mit ERTOpen rief O. Roethig die neue Regierung auf, sich vorrangig für eine Rückkehr zu Tarifverhandlungen einzusetzen, um die humanitäre Krise zu entschärfen: "Zu den ersten wichtigsten Aufgaben der Regierung gehört die Wiedereinführung von Tarifverhandlungen und fairen Arbeitsgesetzen, und ich bin sicher, dass dies geschehen wird", erklärte er.
Die Maßnahmen müssen die Wiederinkraftsetzung der früheren Tarifverträge, die Schaffung eines rigorosen Rahmens zur Verhinderung von Massenentlassungen und die Wiederherstellung der Schlichtungsstelle für Arbeitskonflikte umfassen".
Oliver Roethig wird ferner Gespräche mit dem griechischen Arbeitsminister führen. Die Lage in Griechenland wird auch auf der nächsten UNI Europa-Präsidiums-Sitzung im März erörtert, um weitere Hilfsmaßnahmen für die griechischen ArbeitnehmerInnen zu beschließen.