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Globale Gewerkschaften und Markenfirmen treffen Regierung Kambodschas
Globale Gewerkschaftsverbände und verschiedene internationale Markenfirmen erörterten mit der Regierung Kambodschas die Lage in der Textilindustrie des Landes, nachdem vier streikende Textilarbeiter aufgrund von Polizeigewalt umgekommen sind.
Bei dem gewaltsam endenden Streik kambodschanischer Textilarbeiter, die sich im Januar für die Erhöhung der Mindestlöhne einsetzten, kamen vier Personen um, 39 wurden verletzt und 23 Arbeiter wurden festgenommen. Kürzlich wurden zwei freigelassen. Von den verbleibenden 21 Häftlingen traten 16 in einen Hungerstreik.
IndustriALL, Global Union und der IGB, zu denen sich Markenfirmen wie H&M und Puma gesellten, führten am 19. Februar in Phnom Penh Gespräche mit der Regierung Kambodschas.
In der von den Gewerkschaften nach dem Treffen veröffentlichten Erklärung heißt es: "Wir bestätigen, dass am Mittwoch, 19. Februar, eine Delegation in Vertretung von 30 globalen Marken und Globalen Gewerkschaftsverbänden mit H.E. Keat Chhon, stellvertretender Premierminister Kambodschas, und hochrangigen Repräsentanten der Königlichen Regierung des Landes zusammentraf.
"Das Gespräch wurde von der Regierung Kambodschas als Antwort auf ein schriftliches Gesuch der Gruppe vom 17. Januar organisiert. In ihrem Schreiben zeigten sich die Firmen und die Gewerkschaften besorgt über die Behandlung der kambodschanischen Textilarbeiter, von denen mehrere durch Sicherheitskräfte getötet oder verletzt und in anderen Fällen inhaftiert wurden.
"Bei diesem offenen und freien Meinungstausch erläuterte die Regierung Lage aus ihrer Perspektive und erwähnte die bereits ergriffenen Maßnahmen.
Im Verlauf des Gesprächs wurden folgende wichtige Punkte diskutiert:
Tätigkeiten der Regierung Kambodschas mit der IAO zur Entwicklung eines Gewerkschaftsgesetzes. Die Regierung nannte einen klaren Zeitplan für die Einführung eines einschlägigen Gesetzes.
Entwicklung eines längerfristigen Lohnbildungsverfahrens, das methodisch fundiert und integrativ sein muss. Man war sich darüber einig, dass diesem gründliche Überlegungen zugrunde liegen müssen, und dass es zur Unterstützung des Arbeitsfriedens möglichst rasch verabschiedet werden sollte.
Die Bedeutung des Bekleidungssektors für die Entwicklung Kambodschas und die Erkenntnis, dass die künftige Beschaffung am besten von einem Land gesichert wird, das stabile und planbare Rahmenbedingungen bietet, die den Markenfirmen Planungs- und Investitionssicherheit gewährleisten.
Die Bedeutung des allseitigen Respekts örtlicher Gesetze; es muss alles getan werden, damit sich Gewalttaten gegen Arbeitnehmer nicht wiederholen.
Die Gruppe der Markenfirmen und Gewerkschaften brachte die Situation der verbleibenden Inhaftierten zur Sprache und forderte die Regierung auf, ein faires Verfahren einzuleiten, auch um die rasche Freilassung zu erwirken und die medizinische Versorgung zu sichern.
Das Treffen endete mit der gemeinsamen Erkenntnis, dass das internationale Interesse an der Lage in diesem Land weiterhin sehr groß und echte Fortschritte im Sektor sehr wichtig sind. Es wurde vereinbart, dass diese Gruppe weiterhin einen konstruktiven Dialog mit der Königlichen Regierung Kambodschas sucht und voraussichtlich Ende Mai 2014 ein Folgegespräch plant.
IndustriALL, UNI, der IBG und die Markenfirmen haben rasch reagiert und gemeinsam ein Schreiben an die Regierung Kambodschas gerichtet, in dem sie eine Untersuchung der Gewaltakte sowie ein Verfahren zur Festlegung eines neuen Mindestlohns verlangten.
Bereits im Februar führten IndustriALL-, UNI- und IGB- Vertreter im Rahmen eines Treffens in der UNO in Genf konstruktive Gespräche mit einem hochrangigen Diplomaten der kambodschanischen Botschaft. Gleichzeitig setzten sich Mitglieder von IndustriALL und UNI in einem Schreiben an die Mission Kambodschas in Genf vehement für die Freilassung der inhaftierten Arbeitnehmer und für Fortschritte auf dem Weg zu einem Mindestlohn ein.
Dem Aufruf von IndustriALL Global Union und UNI Global Union sowie des IGB im Februar, vor den kambodschanischen Botschaften Protestaktionen zur Unterstützung der Textilarbeiter in Kambodscha durchzuführen, sind viele auf der ganzen Welt gefolgt.
Die Bekleidungsindustrie Kambodschas wächst rasch und beschäftigt heute über 500'000 Frauen und Männer; Textilien und Bekleidung machen 80% der Exporte des Landes aus. Niedrige Löhne und staatliche Anreize für Unternehmen haben zu einem Boom der Textilindustrie im Wert von etwa 5 Milliarden USD pro Jahr geführt, während sich der Lebensstandard der Arbeitnehmer nicht verbessert hat.