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Finanzkrise: die Rettungsaktion hat ihren Preis
Auf einer Tagung von Finanzsektor-Gewerkschaften aus ganz Europa wurden strengere Regeln und mehr Transparenz verlangt. Ferner wurden die Finanzinstitute aufgefordert, die aggressiven Verkaufsziele, die sie ihren Mitarbeitern - oft als Bestandteil von Leistungslohnsystemen vorschreiben - zu reduzieren.
Regierungen, Zentralbanken und Regulierungsbehörden müssen zur Einsicht kommen, dass das heutige Geschäftsmodell der Branche versagt hat, und sie müssen unverzüglich tief greifende Reformen einleiten.
"Geldgier und rücksichtslose Risikobereitschaft sind die Kernursachen für dieses nunmehr weltweite Finanzfiasko", erklärte UNI-Generalsekretär Philip Jennings.
"Politiker und Zentralbanken werfen nun genau denen einen Rettungsring zu, die wenig staatliche Intervention wünschten und deren unkontrollierte Exzesse diese globale Instabilität bewirkten, die nun Hunderttausende von Arbeitsplätzen kosten.
"Wir verlangen eine Rückkehr zu einer gesunden Bankenordnung und zu ethischen Geschäftspraktiken, und wir brauchen verantwortungsbewusste Regierungen.
"Heute ist mehr Regulierung gefragt, und nicht weniger.
"Wir fordern zudem radikale Veränderungen in den Arbeitsmethoden, um eine Beschäftigungspolitik zu gewährleisten, die sowohl die Interessen der Kunden als auch die Fähigkeit der Beschäftigten, die Erwartungen der Kunden zu erfüllen, anerkennt.
"Wir wollen erreichen, dass der Politik der verbrannten Erde, die das schnelle Geld für Investoren und die Jahreseinkommen für Topmanager maximiert, ein Ende gesetzt wird."
Die Finanzsektor-Gewerkschaften verlangen eine wirksame Regulierung, langfristige Investitionen und nachhaltiges Wachstum.
Transparenz in der Produktgestaltung und eine transparente Funktionsweise des Marktes müssen gewährleistet werden, insbesondere aber müssen die Risiken, die Firmen eingehen, für diese selbst, für die Investoren und für die Regulatoren klar sein.
Die Gewerkschaften warnen vor möglichen Begleiterscheinungen der Krise, insbesondere vor einem Fusions-Boom, von dem kleinere oder gefährdete Institute betroffen sein könnten, was zu der Schaffung neuer Finanzriesen führen wird, die dann zu groß und wichtig sind, um bei der nächsten Krise in Konkurs zu gehen.
Für die gewöhnlichen Finanzsektor-Angestellten hat die nun weit verbreitete Kultur des Gewinns um jeden Preis zu einer übermäßigen Arbeitslast geführt und sie gezwungen, die Gebote einer aggressiven Verkaufspolitik den Kunden voranzustellen.
Einige Finanzsektor-Gewerkschaften stellen fest, dass selbst jetzt in Zeiten starken Konjunkturrückgangs einige Firmen die Verkaufsziele für ihre Mitarbeiter weiter erhöht haben - und somit versuchen, Systemzusammenbrüche mit den gleichen Instrumenten, die die Krise auslösten, zu bekämpfen.
" Die wichtigste Zielsetzung einer Bank oder einer Versicherungsgesellschaft muss die Gewährleistung eines guten Kundendienstes, guter Arbeitsplätze und kontinuierlicher Erträge für die Aktionäre sein", erklärte Philip Jennings. "Jedes einzelne Institut hat eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft im Allgemeinen - auf nationaler und globaler Ebene. Wir verlangen eine in die reale Wirtschaft eingebundene Finanzindustrie."
Die Tagung der UNI-Europa Finanz-Lenkungsgruppe fand in Nyon, Schweiz, statt, in Anwesenheit von 20 Gewerkschaftsführern, die 1,5 Millionen Bank- und Versicherungsangestellte vertreten.
UNI ist die globale Gewerkschaft für Fachberufe und Dienstleistungen mit mehr als 900 Mitgliedsorganisationen in 160 Ländern auf allen Kontinenten.