News
Einsatz der richtigen internationalen Instrumente für eine erfolgreiche Organisationsarbeit
Die stellvertretende Generalsekretärin von UNI Global Union Christy Hoffman sagte den Gewerkschaftsführern beim IGB-Weltkongress in Berlin, dass sie alle verfügbaren Mittel nutzen müssten, um das Vereinigungsrecht – ein Menschenrecht – voranzubringen.
Hoffman sagte, dies umfasse auch die Mobilisierung verantwortungsbewusster Investoren, damit sie Veränderungen einfordern, wenn Arbeitgeber die Rechte ihrer Beschäftigten nicht respektieren.
Sie führte aus: „Geschätzte 34 Billionen Dollar an Aktiva werden aktuell von den 1.200 Funds oder Asset-Managern verwaltet, die die UN-Prinzipien für verantwortungsbewusste Investitionen (PRI) unterzeichnet haben - das sind ca. 20 % der globalen Kapitalmärkte, Tendenz steigend. Die PRI-Prinzipien verankern die Regel, dass Arbeitgeber die Organisierungsbemühungen von Beschäftigten nicht behindern sollen .
Zudem fordern die UN-Leitprinzipien, dass Aktionäre ihren Einfluss innerhalb der Unternehmen, an denen sie Anteile besitzen, geltend machen, um Menschenrechtsverletzungen zu korrigieren.‟
Hoffman sagte, dass UNI Gespräche mit ca. 40 in Europa niedergelassenen Investoren und mit Beratern aufgenommen hat, um sie um ihr Eingreifen zu bitten, wenn ein Unternehmen in ihrem Portfolio die Menschenrechte seiner Beschäftigten nicht achtet.
„Unser Ziel ist es, dass der Vorstandsvorsitzende selbst sich dann mindestens einmal wöchentlich zum schlechten Benehmen seines Unternehmens erklären muss. Und wenn es dann keine Fortschritte gibt, sollte die Bedrohung eines Investitionsabzugs auch wahr gemacht werden.‟
Hoffman nannte das konkrete Beispiel der DHL-Kampagne, bei der die UNI und die ITF ungefähr 10 Fonds von den Top-20-Investoren des Unternehmens und die 5-Top-Investment-Research-Firmen, die hunderte von Fonds beraten, ins Gespräch holten, um ihre Aufmerksamkeit darauf zu lenken, dass das Unternehmen die Menschenrechte bei der Arbeit nicht beachtet.
„Manche dieser Fonds hatten dann Diskussionen mit dem Unternehmen. Einer drohte mit dem Abzug der Investitionen. Und woher wissen wir, dass dieser Druck von den Investoren etwas bewirkt hat? In Einigungsgesprächen bat das Unternehmen als allererstes darum, dass wir alle Kontakte mit Investoren einstellen.‟
Hoffman erwähnte ebenfalls als zweites Beispiel die G4S-Kampagne, bei der eine lange Liste an Investoren regelmäßig über einen Zweijahreszeitraum mit dem Unternehmen ins Gespräch gebracht wurden ‒ und dieses aufforderten zu erklären, weshalb sogar lokale Gesetzgebung betreffend die eigenen Beschäftigten systematisch nicht eingehalten wird.
„Im Fall von G4S zog ein kleiner norwegischer Fonds seine Investitionen ‒ auf Empfehlung seiner Analysten ‒ öffentlich zurück und kurz darauf erfolgte dann eine Einigung.‟
Hoffman zeigte auch auf, wie Investoren mobilisiert werden können, um Entschließungen von Aktionären zu unterstützen, die das Thema der Arbeiterrechte hochhalten, was insbesondere bei Unternehmen mit Sitz in den USA und dem Vereinigten Königreich wirksam ist.
„Gerade erst letzte Woche gab es eine Aktionärsentschließung mit guter Unterstützung bei National Express im Vereinigten Königreich, die von 3 Fonds lokaler Behörden und dem britischen Trades Union Congress unterstützt wurde. Wir bemühen uns aktiv um Investoren, damit sie eine Resolution bei T-Mobile unterstützen. Und in der Vergangenheit haben Aktionärsaktionen es für Beschäftigte bei First Group, Tesco und vielen anderen möglich gemacht, sich zu organisieren.‟
Schlussfolgernd sagte Hoffman: „Das Kapital ist globalisiert und dies stellt sowohl Bedrohungen wie auch Chancen dar. Diese Fonds investieren die Renteneinlagen der Arbeitnehmer/innen dieser Welt. Das ist das Kapital der Arbeitnehmer/innen… Wir müssen sicherstellen, dass diese Fonds zur Speerspitze einer gerechteren Wirtschaftsordnung werden, und müssen fordern, dass diese Milliarden aktiv zur Förderung der Menschenrechte von Beschäftigten eingesetzt werden. Es wird nämlich nicht von alleine passieren ‒ wenn wir es nicht tun, tut es keiner.‟
Auf dem Podium mit Hoffman war unter anderem auch Kirsty Drew, politische Beraterin beim gewerkschaftlichen Beratungskomitee TUAC der OECD, die klare und bündige Erläuterungen zu den beiden internationalen Schlüsselinstrumenten – globalen Regeln – präsentierte. Diese sind insbesondere relevant für wachsende Gewerkschaften, einschließlich denjenigen in der globalen Lieferkette, und zwar:
· die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen
· die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte
Die Dokumente im Anhang erhalten weitere Detailinformationen.