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Eine zusätzliche Basisinformation für die Finanzaufsicht
Vorschlag für die Mitwirkung am Monitoring eines neuen Finanzregulierungssystems
Einleitung
Die gegenwärtige globale Finanzkrise zeigt, dass das heutige System zur Regelung der Finanzmärkte nicht funktioniert. Weltweit wird nun eine strengere Regulierung mit verschärften Aufsichts- und Kontrollverfahren verlangt, um Voraussetzungen für eine zukunftsfähige Finanzindustrie zu schaffen.
Regierungen, Regulierungsbehörden und die Finanzindustrie fassen daher die Schaffung eines neuen internationalen Finanzgefüges in Betracht, das möglicherweise die Einrichtung eines globalen Aufsichts- und Kontrollgremiums umfasst.
UNI Global Union bietet ihre aktive und konstruktive Hilfe bei der Ausgestaltung dieses neuen Regulierungssystems an. Wir verfügen über das für die Schaffung eines neuen Rechtsrahmens notwendige Fachwissen, und aufgrund unseres globalen Wirkungsbereichs und fundierten Wissens könnten wir bei der Aufsicht und Kontrolle des neuen Systems kooperative, verlässliche und verantwortliche Partner sein.
Wir sind zweifellos in der Lage, die Tätigkeit von internationalen Regulierungsgremien auf wertvolle Weise zu ergänzen und mit ihnen zusammenzuarbeiten, um Informationen über die jeweiligen örtlich geltenden Finanzpraktiken auszutauschen. Wir können eine Gegenkontrolle gewährleisten, die zu einem besseren Verständnis des Risikomanagements beitragen und nationale und internationale Regulierungsgremien unterstützen könnte, um sicherzustellen, dass die Probleme, mit denen die Welt heute konfrontiert ist, in Zukunft vermieden werden können.
Der Grund für dieses Angebot von UNI Global Union ist einfach: unser Anliegen und das der Angestellten, die wir vertreten, besteht darin, eine Wiederholung von derartigen Finanzkrisen um jeden Preis zu vermeiden. Die globale Wirtschaft, die Steuerzahler, die Verbraucher und die Arbeitnehmer können eine Krise in diesem Ausmaß nicht ein zweites Mal durchstehen. Ein stabiles, gesundes und transparentes Finanzsystem, das auf dem Fundament langfristiger Nachhaltigkeit beruht und in dem Gefahren rasch erkannt und wirksam bekämpft werden, ist im Interesse aller Angestellten und Mitglieder von UNI Global Union.
Wie kann UNI Global Union helfen?
UNI Global Union ist die einzige weltweite Organisation für Angestellte im Finanzsektor: sie vertritt drei Millionen Finanzangestellte in einem Netz von 215 Finanzgewerkschaften in 98 Ländern, das sich auf die große Mehrheit von Banken und Versicherungsgesellschaften in allen Teilen der Welt erstreckt.
Dies ermöglicht uns einen einzigartigen, globalen Wirkungsbereich und die Gewinnung von unschätzbaren Erfahrungen und Fachkenntnissen. Mit unserem Netz von Angestellten und Finanzgewerkschaften kann UNI Global Union eine wichtige zusätzliche Schnittstelle für Regulatoren mit der Finanzindustrie bieten. Wir sind in der Lage, umfassende Daten über Betriebspraktiken von Finanzgesellschaften zu sammeln und den nationalen und internationalen Regulierungsgremien eine Fülle von Informationen auf allen Stufen, von der niedrigsten bis zur höchsten (Bottom-Up) zur Verfügung zu stellen. Damit würde die Top-Down-Aufsicht, die sie direkt ausüben, ergänzt und ihnen die Möglichkeit geboten, zusätzlich zu den Angaben, die sie von Geschäftsleitungen und Wirtschaftsprüfern erhalten, einen Blick hinter die Kulissen des Geschehens zu werfen.
Wir könnten im Rahmen eines Frühwarnsystems Regulatoren auf zahlreiche Probleme hinweisen, wie z. B. Übertretung von Regulierungs-Bestimmungen, Umgehung von Regeln und Verbreitung unhaltbarer Geschäftspraktiken, und auf diesem Wege mithelfen, dass institutionelle Schwierigkeiten früher erkannt und rascher überwunden werden können. Als global ausgerichtete Organisation und durch unseren Umgang mit multinationalen Unternehmen sind wir in der Lage, eine Gesamtdarstellung von Firmen, die grenzüberschreitend tätig sind, zu geben; wir können mithelfen, rechtzeitig zu erkennen, wann Übertretungen von Regulierungsvorschriften, das Eingehen von Risiken und entsprechende Trends in multinationalen Unternehmen endemisch werden und von internationalen Regulierungsbehörden aufgegriffen und behandelt werden müssen.
Für die Wahrnehmung solcher Aufgaben könnte sich UNI Global Union auf ihre vorhandenen Strukturen stützen, sowohl intern, mit unseren nationalen und betriebsbezogenen Gewerkschaften, als auch extern, durch ihre Beteiligung an 51 Europäischen Betriebsräten und aufgrund ihrer beratenden Funktion bei der Europäischen Kommission und der Europäischen Zentralbank.
Mechanismus für eine Überwachung durch UNI Global Union
Wir erwähnen nachstehend einige Bereiche, die im Zuständigkeitsbereich von UNI Global Union und ihren Mitgliedsorganisationen liegen, in denen wir den Regulierungsbehörden einen nützlichen zusätzlichen Einblick geben könnten. Dazu gehören:
1. Regelungen und Praktiken betreffend Entlohnung und Anreize für die nicht leitenden Angestellten;
2. Regelungen und Praktiken bezüglich der Vermarktung von Finanzprodukten;
3. Schulung von Personal in Fragen der Regelkonformität;
4. Umgehung von Vorschriften durch Produkt- oder Verfahrens-Innovation;
5. Identifizierung neuer Risiken und Trends;
6. Übertretungen bei der Regelbefolgung.
Wir schlagen ein Verfahren für die Einholung, Zusammenstellung und Auswertung der vor Ort eingeholten Informationen durch UNI Global Union vor, die dann alle drei Monate an das neue internationale Regulierungs- und Aufsichtsgremium weitergeleitet würden. Dieses Vorgehen würde vier Elemente umfassen:
1. Die Mitgliedsorganisationen und ihre Vertreter in Finanzinstituten werden UNI Global Union zu den oben erwähnten sechs Punkten solide recherchierte und gut belegte Informationen übermitteln.
2. Gestützt auf diese Beiträge wird das UNI-Sekretariat (das von einer geografisch ausgewogenen Gruppe von Finanzgewerkschaftsvertretern beraten wird) diese Daten zusammenstellen und analysieren, mit dem Ziel, sich abzeichnende unternehmensübergreifende und grenzüberschreitende Trends zu ermitteln und ernste spezifische Probleme in einzelnen Unternehmen und Ländern zu identifizieren.
3. Wenn die Beweise von Mitgliedsorganisationen eher auf gelegentliche und begrenzte Abweichungen als auf willentliche, systematische Regelverstöße schließen lassen, werden die Mitgliedsorganisationen diese Probleme gegebenenfalls mit der Geschäftsleitung des betreffenden Unternehmens oder mit den nationalen Regulatoren zur Sprache bringen.
4. Wenn die von Mitgliedsorganisationen eingereichten Beweise auf potenziell ernst zu nehmende Regelverstöße, Risiken und Trends hinweisen, werden diese in ein Protokoll aufgenommen. UNI Global Union wird diesen Bericht internationalen Regulierungsgremien zur Diskussion in einem strukturierten Umfeld übermitteln. Die Regulatoren können dann die Angelegenheit weiter zu prüfen und gegebenenfalls Maßnahmen zu ergreifen.
Ferner haben beide Parteien die Möglichkeit, außerhalb der vierteljährlichen Zusammenkünfte dringende Probleme auf einer Ad-hoc-Basis aufzuwerfen.
Wir schlagen vor, dieses Vorgehen auf die 50 weltweit größten multinationalen Finanzunternehmen und die G20-Länder zu begrenzen, ergänzt durch Länder mit großen multinationalen Finanzhäusern, wie Spanien. Wir müssten mit den Regulierungsgremien angemessene Bestimmungen vereinbaren, zum Schutz von Angestellten, die diesen Mechanismus zur Benachrichtigung von Regulierungsgremien über mögliche Regelverstöße benutzen, und zur Gewährleistung der kommerziellen Vertraulichkeit von Finanzunternehmen, damit die eingeholten Informationen nur begrenzt und in den befugten Kreisen zirkulieren.
UNI Global Union ist überzeugt, dass der vorgeschlagene Mechanismus die Transparenz der Finanzindustrie erhöhen, die Arbeit der Regulierungsgremien - die Informationen erhalten, die ihnen über andere Wege nur schwer zugänglich wären - erleichtern und die regulative Politik auf Unternehmensebene verbessern kann.