News
Dienstleistungen für ein gerechtes Europa
Die EU-Politik für die Dienstleistungswirtschaft hat es weitgehend versäumt, faire Beschäftigung zu sichern und benötigt daher dringend ein Umdenken. Dienstleistungen tragen in Europa über 70% zu Beschäftigung und Wirtschaftsleistung bei. Dieser Bericht zeigt, wie ein durch die richtigen politischen Maßnahmen unterstützter europäischer Dienstleistungssektor das Potenzial besitzt, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger zu maximieren und dabei dringend benötigte, hochwertige Arbeitsplätze zu schaffen.
Die bisherige EU-Politik schafft es nicht, dieses Potenzial auszuschöpfen und wirkt ihm sogar entgegen. Einzig mit der Schaffung des Binnenmarktes beschäftigt, hat sich die EU-Politik für die Dienstleistungswirtschaft bislang auf umfassende Liberalisierungs- und Deregulierungsmaßnahmen beschränkt. Die Ergebnisse dieser Reformmaßnahmen sind harter Kostendruck und instabile Märkte.
Dies führt zu:
• sinkender Qualität von Dienstleistungen, auf die Bürger und Unternehmen angewiesen sind
• ungedecktem Investitionsbedarf, was Innovation behindert
• niedrigen Löhnen und unsicheren Beschäftigungsverhältnissen, wodurch die Ausweitung der Einkommensungleichheit in Europa begünstigt wird
Ein Umdenken ist dringend geboten, bevor die Europäische Kommission in der zweiten Hälfte des Jahres 2015 ihre neue Strategie für den Dienstleistungssektor als Teil des angekündigten Binnenmarktpakets veröffentlicht. UNI Europa fordert die Politik auf, das bisherige Politikversagen zu berichtigen. In diesem Bericht schlagen wir eine umfassende europäische Dienstleistungspolitik vor, die das Potenzial der europäischen Dienstleistungen für Wettbewerbsfähigkeit, Lebensqualität und die Schaffung hochwertiger Arbeitsplätze nutzbar macht. Eine solche Dienstleistungspolitik muss über die Reform der Dienstleistungsmärkte hinausgehen, und dazu dienen, Politikgestaltung auf den Ebenen der EU und der Mitgliedsstaaten zu koordinieren. UNI Europa schlägt unter anderem folgende Maßnahmen vor:
• Beschäftigung: Implementierung politischer Maßnahmen, um Beschäftigten im Dienstleistungssektor Zugang zu sinnstiftender, qualifizierter, gesunder und fair vergüteter Arbeit zu ermöglichen. Dies schließt die Stärkung des Tarif- und Streikrechts mit ein.
• Partizipation: Miteinbeziehung von Beschäftigten, einschließlich selbstständiger Arbeitskräfte, und ihrer Expertise bei Unternehmensentscheidungen, um Win-win-Situationen zu identifizieren.• Innovation: Nutzung von Horizont 2020 und anderen Forschungsprogrammen zur Förderung von mehr und besserer Dienstleistungsforschung, um die Unterstützung von Innovation, eine Verbesserung der Marktaufsicht und eine zielgerichtete Politikgestaltung zu ermöglichen.
• Investition: Mobilisierung von mindestens 2% des BIP für öffentliche Investitionen sowie Gewährleistung einer gerechteren Wohlstandsverteilung, um die Voraussetzungen für eine leistungsstarke und zukunftsfähige Dienstleistungswirtschaft zu schaffen.
Mit diesem Bericht will UNI Europa einen konstruktiven Austausch zwischen den Sozialpartnern, den politischen Entscheidungsträgern und Interessengruppen über die Zukunft der europäischen Dienstleistungswirtschaft eröffnen. Unser Ziel ist es, eine Debatte zu fördern, die der Definition gemeinsamer Ziele für eine EU-Dienstleistungspolitik dient, die Wettbewerbsfähigkeit steigert, das Wohlbefinden der Bürgerinnen und Bürger maximiert und hochwertige Arbeitsplätze schafft.