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Bundesbank unterstützt Gewerkschaftsforderung nach Lohnerhöhungen
Die Deutsche Bundesbank, die größte Zentralbank Europas, vollzog einen sensationellen Kurswechsel und unterstützte die Forderung nach höheren Löhnen, um die stagnierende Konjunktur in der Eurozone anzutreiben.
Bundesbank-Chefökonom Jens Ulbrich plädiert mit einer wachsenden Gruppe globaler führender Persönlichkeiten für kräftige Lohnerhöhungen, um der lähmenden Wirkung der gescheiterten Sparpolitik, der geringen Inflation und der sinkenden Lohnquote in der Volkswirtschaft entgegenzusteuern.
Ulbrich erklärte gegenüber dem Spiegel, Lohnsteigerungen von über 3 Prozent wären 'willkommen' und die jüngsten Lohntrends seien angesichts der relativen wirtschaftlichen Stärke Deutschlands und der geringen Arbeitslosigkeit moderat gewesen. Die durchschnittlichen Löhne in Deutschland sind im letzten Jahrzehnt kaum gestiegen. Ähnliche Verhältnisse beobachtet man in anderen großen Volkswirtschaften, so zum Beispiel in den Vereinigten Staaten und im Vereinigten Königreich.
UNI-Generalsekretär Philip Jennings machte auf dem Weltwirtschaftsforum 2013 in Davos den Auftakt, als er mit dem Schlagwort: "Die Welt braucht eine Lohnerhöhung" weltweit höhere Löhne forderte. Seither folgten ihm führende Persönlichkeiten, zum Beispiel der Papst, Präsident Obama und die CBI UK.
Jennings erklärte: Die Bundesbank hat sich nun den Mächtigen dieser Welt angeschlossen und fordert bessere Löhne für die Beschäftigten. Sie alle, vom Papst bis zum US-Präsidenten sehen ein, dass von Arbeitnehmern mit leeren Taschen nicht erwartet werden kann, dass sie Geld ausgeben, um die Wirtschaft anzutreiben.
"Es ist höchste Zeit, dass die Bank of England und die Europäische Zentralbank dieser Botschaft Gehör verschaffen. Die Welt braucht eine Lohnerhöhung, wenn wir aus dem Schatten der Krise in das Licht eines nachhaltigen Wachstums treten wollen. Schließlich liegt auf der Hand, dass sich die großen Bosse auf der ganzen Welt zweistellige Gehaltserhöhungen zugestehen".
Die seit einiger Zeit wachsende Unterstützung für höhere Löhne folgt auf eine Reihe von Berichten, die wirtschaftliche Ungleichheit als eine große Bedrohung für die Weltwirtschaft bezeichnen.
Kürzlich veröffentlichte die OECD ihre Prognosen für die Weltwirtschaft bis 2060. Diese sehen eine Verlangsamung des Wachstums auf rund zwei Drittel der heutigen Wachstumsrate und eine massive Zunahme der Ungleichheit voraus.
Die jüngste IWF-Studie zeigt, was die Gewerkschaften seit Jahren sagen: Ungleichheit ist ein Hindernis für das Wirtschaftswachstum. Der Bericht räumt auch mit alten Ideologien auf, wonach eine Neuverteilung des Reichtums die Lage noch verschlimmern könnte.
Thomas Pickettys Bestseller: "Capital in the 21st Century" zeigt ein scharfes Ansteigen der Ungleichheit seit Ende der 1970er Jahr, wobei ein riesiger Anteil des Gesamteinkommens auf die Spitzenverdiener entfällt. Nach Aussagen von Picketty vereinigte das Top-Prozent der Einkommensbezieher in den 30 Jahren nach 1977 60% der gesamtwirtschaftlichen US-Einkommensgewinne auf sich.