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Bericht:Schockierendes Bild angeblich guter DHL Geschäftspraktiken
Dieses Weißbuch mit dem Titel: "Unternehmerische Verantwortungslosigkeit: Globale Arbeitspraktiken bei Deutsche Post DHL aufgedeckt" zeigt eine beschämende Bilanz von Gewerkschaftsvermeidung außerhalb von Europa und einen übermäßigen Einsatz von Zeit- und Leiharbeitskräften. Die Aktionäre werden aufgefordert, mitzuhelfen, beim multinationalen Logikkonzern Ordnung zu schaffen und zu gewährleisten, dass in allen Unternehmen des Konzerns weltweit hohe Standards eingehalten werden.
Die von UNI Global Union und der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF) durchgeführten Untersuchungen zeigen weitverbreitete und systematische missbräuchliche Praktiken im Bereich der Vereinigungsfreiheit und der unsicheren Arbeitsformen. Das Bild wiederholt sich von Land zu Land: die Beschäftigten, die sich in Gewerkschaften organisieren möchten, haben Angst vor Vergeltungsmassnahmen. In vielen Ländern, so auch in Malaysia, Indonesien und Indien werden Leiharbeitskräfte wesentlich schlechter bezahlt als regulär Beschäftigte, obwohl sie genau die gleichen Arbeitsaufgaben erledigen. In Kolumbien, Costa Rica und Südafrika zwingt das Unternehmen Arbeitskräfte, sich Lügendetektortests zu unterziehen, obwohl dieses ursprünglich erklärt hat, dass es die Verwendung solcher Tests nicht gestattet. Der Konzern wurde zudem aufgrund von Verletzungen von Arbeitsschutzregeln mit erheblichen Geldstrafen belegt, namentlich in den USA, wo die DP-DHL-Tochter Exel in diesem Jahr nahezu 300'000 USD bezahlen musste.
Diese Verletzungen von Arbeitsrechten stehen in direktem Widerspruch zu der Konzernpolitik auf dem Gebiet der Unternehmensverantwortung und seinem Engagement für die Prinzipien des 2006 unterzeichneten UN-Global Compact.
Der Bericht erwähnt zahlreiche Fälle, in denen von DP-DHL Rechenschaftspflicht verlangt wird, mit der Aufforderung, seinen Verpflichtungen als verantwortliches Unternehmen in allen Ländern, in denen es tätig ist, und nicht nur in seinem Stammland, Deutschland, gerecht zu werden. Die Kampagne wird vom 175 Millionen Mitglieder zählenden Internationalen Gewerkschaftsbund (IGB) unterstützt.
Die Gewerkschaften werden die in der neuen Publikation beschriebenen Anliegen heute mit Deutsche Post DHL (DP-DHL) anlässlich deren Hauptversammlung in der Jahrhunderthalle Frankfurt, Pfaffenwiese 301, 65929 Frankfurt am Main, Deutschland, zur Sprache bringen. An diesem Treffen der Aktionäre wird auch Monica Okpe, eine norwegische DHL-Angestellte, anwesend sein, die aufgrund ihrer gewerkschaftlichen Betätigung unrechtmäßig entlassen und kürzlich wieder eingestellt wurde. Die Gewerkschaften haben aber nicht nur die Führungsspitze im Visier sondern sie wollen auch die Aktionäre für diese Fragen sensibilisieren, und zwar mit folgendem Schreiben:
‘Es ist uns unbegreiflich, dass ein so großes und ehrgeiziges Unternehmen wie Deutsche Post DHL nicht in der Lage sein soll, die Zahl der von ihm beschäftigten Leiharbeitskräfte zu beziffern, von denen viele Hungerlöhne verdienen und ihr Leben und ihre Gesundheit aufs Spiel setzen. Wir können nicht akzeptieren, dass DHL-Angestellte Einschüchterung, Mobbing und noch schlimmeren Schikanen ausgesetzt sind und das Unternehmen nicht einmal fähig ist, die Fakten bezüglich des Einsatzes von Lügendetektoren beim Personal zu klären.’
Der neue Bericht – verfügbar unter www.respectatdhl.org – untersucht die Arbeitsrechts-Bilanz und die Behandlung der Beschäftigten des Unternehmens weltweit. Philip Jennings, UNI Global Union-Generalsekretär, erklärte: "Wenn ich Aktionär der Firma wäre, würde ich auf ihrer Hauptversammlung einige ernste Fragen stellen. Die globalen DHL-Praktiken stellen ein konkretes Risiko für ihre Ethik, ihr Ruf und ihr Image dar. Dieser jüngste Bericht umfasst eine beeindruckende Liste von Arbeitsrechtsver-letzungen. Das Unternehmen muss sich unbedingt mit diesen Anliegen befassen, wenn es tatsächlich als ethischer und verantwortungsvoller globaler Akteur betrachtet werden will."
ITF-Generalsekretär David Cockroft betonte: "In den besten Fällen ist das Unternehmen wirklich sehr gut, und in den schlimmsten erhält es Geldbussen und erlaubt beschämende Praktiken wie den Einsatz von Lügendetektorentest und Einschüchterungsmaßnahmen gegen unschuldige Arbeitnehmer, und es beschäftigt möglichst billiges, ungeschütztes Personal. Die von ihm angestrebten hohen Ziele der Unternehmensverantwortung liegen aber praktisch in seiner Reichweite. Um sie effektiv zu erreichen muss der Konzern lediglich einen angemessenen Standard für die Behandlung aller seiner Angestellter und nicht nur einiger weniger respektieren".
Sharan Burrow, Generalsekretärin des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) fügte hinzu: "Die DP-DHL-Mechanismen bezüglich der Unternehmensverantwortung versagen. Wir möchten dem Konzern dringend raten, dem Wunsch ihrer MitarbeiterInnen zu entsprechen und mit ihnen Gespräche über die Aushandlung eines globalen Abkommen aufzunehmen, das grundlegende Standards für alle Beschäftigten festlegen und ihnen und dem Management erlauben würde, gemeinsam voranzukommen und DP-DHL zu einem noch erfolgreicheren Unternehmen zu machen".
UNI Global Union und die ITS ermutigen DHL, ein globales Rahmenabkommen zu unterzeichnen, das die Gewähr dafür bietet, dass das Unternehmen die gleichen Arbeitnehmer-Grundrechte in allen Ländern, in denen es tätig ist, respektiert.
Die Anliegen der Gewerkschaften werden auch in einem Faltblatt zusammengestellt, das den Aktionären bei ihrer Ankunft an der Hauptversammlung verteilt wird.