News
Basin-Is, Türkei: eine Gewerkschaft, die entschlossen ist, sich zu vergrößern
Basin-Is, Türkei: eine Gewerkschaft, die entschlossen ist, sich zu vergrößern
Mitglieder der Geschäftsstelle in Istanbul mit Adriana Rosenzvaig
Am 1. Mai in der Türkei bestätigte sich erneut, unter welch schwierigen Bedingungen die türkischen Gewerkschaften ihre Aktivitäten durchführen müssen. Dennoch ist Basin-Is fest entschlossen, weitere neue Gewerkschaften zu gründen und sicherzustellen, dass eine noch größere Anzahl von Beschäftigten die Vorteile tarifvertraglich geschützter Leistungen in Anspruch nehmen kann.
Der Kampf um die Gleichberechtigung der Frau
Basin-Is hält an seiner Entscheidung fest: Die Gewerkschaft setzt sich dafür ein, dass weibliche Beschäftigte in der Druck- und Verpackungsindustrie verstärkt in die Gewerkschaft eingebunden werden. Es gilt, ihnen das Gefühl zu vermitteln, dort wirklich gebraucht zu werden. Um die Beziehungen zu fördern, wurde eine Strategie entwickelt, derzufolge Frauenausschüsse in allen gewerkschaftlich organisierten Betrieben eingerichtet werden sollen.
Adriana Rosenzvaig hatte Gelegenheit zu Gesprächen mit der Basin-Is-Koordinatorin für Gender-Fragen Ildiz Ekiz, die ihre sicher nicht einfache Arbeit genauer erklärte. „Wir müssen uns nicht nur mit der gewerkschaftsfeindlichen Einstellung der Unternehmen auseinandersetzen, sondern sind auch mit einer patriarchalischen Kultur konfrontiert, die der Teilnahme von Frauen am gewerkschaftlichen Leben alle möglichen Hindernisse in den Weg legt, bzw. die frauen sich diese zum Teil selbst auferlegen“. Auf einem Treffen mit Arbeitnehmerinnen des Verpackungsunternehmens Etapak in Izmir ließ sich deutlich zu beobachten, dass die Bemühungen der Gewerkschaft langsam zu positiven Ergebnissen führen.
„Ohne die Frauen wäre unsere Gewerkschaft längst nicht so stark ;” „Sie hören uns jetzt zu und respektieren unsere Meinungen und folgen unserem Rat;” „Ich habe meine Mitgliedschaft vor meiner Familie zuerst geheim gehalten, damit sie sich nicht dagegen stellen würde; Heute verstehen sie meine Entscheidung und sind damit einverstanden;” So lauteten einige der Kommentare der Frauen bei dem äußerst konstruktiven Treffen in Izmir.
Bisher hat Basin-Is Frauenausschüsse in sechs Unternehmen eingerichtet und macht auch weiterhin Fortschritte im Kampf um die Gleichstellung der Geschlechter.
Arbeitnehmerinnen in Izmir
ALCAN in Izmir
Trotz der guten Beziehungen, die UNI G zu ALCAN Packaging in anderen Ländern unterhält und den beiden erfolgreichen Treffen, die mit dem Unternehmen und der Gewerkschaft im Betrieb in Istanbul durchgeführt wurden, verbot die lokale Betriebsleitung dieses multinationalen Unternehmens eine Besichtigung des Werks in Izmir mit der Begründung, dass die Konzernzentrale (die sich nach dem Verkauf an Río Tinto heute in England befindet) dies als unpassend erachtete.
Die Wahrheit ist jedoch, dass ungeachtet wiederholter Versuche vonseiten der Gewerkschaft, ALCAN Packaging den Gewerkschaftsführern in Izmir keinen Zugang zum dortigen Betrieb gewährt. Hierdurch nimmt es ihnen die Möglichkeit, Kontakte zu den ArbeitnehmerInnen aufzubauen, die dazu dienen, die Vorteile einer Mitgliedschaft in Basin-Is sowie weitere Vorteile, die sich aus dem Schutz durch Tarifabkommen ergeben, zu erklären.
Die ArbeitnehmerInnen machen sich Sorgen über die Leitung der ALCAN Verpackungsabteilung nach dem Aufkauf des Unternehmens durch Rio Tinto.
UNI Graphical verfolgt die Entwicklungen in Izmir genau.
E-KART greift Arbeitnehmerrechte in der Türkei weiter an
E-KART, die türkische Niederlassung des deutschen Unternehmens Giesecke & Devrient, setzt seine Angriffe auf Gewerkschaftsrechte der Beschäftigten des grafischen Bereichs weiter fort. Obwohl es Basin-Is gelungen ist, eine Gewerkschaft in dem türkischen Betrieb zu gründen und trotz der richterlichen Entscheidung derzufolge, die Gewerkschaft berechtigt ist, die Arbeitnehmer zu vertreten und Tarifverhandlungen auf allen Ebenen zu führen, hält E-KART an seiner gewerkschaftsfeindlichen Einstellung fest, und zwar mit Argumenten, die nicht anders als zynisch gewertet werden können.
Das Unternehmen behauptet, dass Basin-Is von den ArbeitnehmerInnen nicht ausreichend unterstützt wird, um als legitime Arbeitnehmervertretung bei den Tarifverhandlungen zu fungieren. Fakt ist jedoch, dass das Unternehmen selbst alle möglichen Strategien anwendet, um die Gewerkschaft zu schwächen und die Anerkennung der Basin-Is zu verhindern.
Im Jahr 2006 führte UNI eine öffentliche Kampagne durch, in der sie die Haltung des Unternehmens verurteilte. Zahlreiche Gewerkschaften weltweit intervenierten, um das Unternehmen von der Notwendigkeit eines unvoreingenommenen Dialogs mit der Gewerkschaft zu überzeugen; darunter auch ver.di, zu deren Mitgliedern ArbeitnehmerInnen des deutschen G & D-Hauptsitzes zählen. Seitdem versucht das Unternehmen mit allen Mitteln, die Gewerkschaft zu zerstören. UNI Graphical Global Union zufolge muss E-KART endlich akzeptieren, dass Dialog und Respekt für Gewerkschaftsgesetze der einzig richtige Weg ist.
Auf der Sitzung des UNI Europa-Vorstands in Istanbul wird sich voraussichtlich eine Gelegenheit bieten, diese Angelegenheit mit den im Vorstand vertretenen Gewerkschaften zu besprechen. Parallel wird UNI Graphical ein formales Treffen mit der lokalen Geschäftsleitung des Unternehmens fordern. „Wir würden gerne einen konstruktiven Dialog führen, aber E-KART ist entschlossen, unsere Seite zu ignorieren und versucht, das Image der Gewerkschaften gegenüber den ArbeitnehmerInnen in ein schlechtes Licht zu rücken,” berichtete der Präsident der Basin-Is Yakup Akaya.
1. Mai in Istanbul: Polizeiaufgebot von 30.000 gegen die ArbeitnehmerInnen
Den von den wichtigsten Gewerkschaftszentralen organisierten friedlichen Protesten in Istanbul wurde mit vollkommen ungerechtfertigter Polizeigewalt begegnet. Die Abteilungsleiterin der UNI Graphical, die sich in der Gewerkschaftszentrale der Disk befand, als das Gebäude mit Gas geflutet wurde, war Zeugin der Ausschreitungen.
Mit dem Einsatz Tausender von Polizisten und zahlreichen Polizeihelikoptern über Istanbul wurde versucht, die Arbeitnehmerkundgebung zu verhindern. Noch vor Mittag war die Luft aufgrund des kontinuierlichen ausströmenden Tränengases unerträglich geworden. Dennoch setzten die ArbeitnehmerInnen ihre Demonstrationen an verschiedenen Stellen fort und versuchten ihr Demonstrationsrecht auszuüben.
Eine Atmosphäre voller Spannungen, Frustration und Angst, und dies wegen einer Aktion, die ohne rationale Erklärung bleibt: dies war das vorherrschende Gefühl auf den Straßen. Viele Fragen über die Gründe für eine politische Entscheidung, die vollkommen im Widerspruch zu dem Verhalten eines demokratischen Regimes steht, blieben offen.
For more information: Adriana.rosenzvaig@uniglobalunion.org