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1. Mai – UNI Global Union, Hoffnung und Widerstandsfähigkeit gegen zynische Angriffe
1. Mai – UNI Global Union, Hoffnung und Widerstandsfähigkeit gegen zynische Angriffe
1. Mai nachricht: UNI Global Union GS, Philip Jennings
Martin Luther King’s Botschaft, dass wir mit der ‘Dringlichkeit des Augenblicks’ konfrontiert sind, hallte in der globalen Gewerkschaftsbewegung nie lauter nach als heute.
Heute werden Hundertausende stolzer Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter auf den Straßen unserer Städte auf der ganzen Welt sein und angemessene Arbeit, die auf Vereinigungsfreiheit und Kollektivverhandlungen basiert, fordern. Diese grundlegenden Prinzipien der Gerechtigkeit, die wir schon in unserer DNA haben, gelten auch für Unternehmen der Gig-Economy wie Uber, Amazon, Deliveroo und Tesla, die versuchen, sich ihrer Verantwortung als Arbeitgeber zu entziehen, ihre Mitarbeiter auszutricksen und schließlich die Steuerzahler die Zeche bezahlen zu lassen. Diese digitalen Tyrannen sollten uns nicht unterschätzen! Wie Gandhi sagte: „zuerst ignorieren sie dich, dann belächeln sie dich, dann bekämpfen sie dich und schließlich gewinnst du.“ Wir haben keine Zweifel an uns oder unseren Werten. Wir werden für die arbeitenden Menschen gewinnen.
Die UNI Global Union-Familie ist stolz auf ihre Siegermentalität und auf ihre Einstellung, es schaffen zu können. In Anlehnung an George Bernard Shaw stellen wir uns nicht die Frage, warum etwas zu schwierig ist, sondern wir träumen und fragen „warum nicht“? UNI ist die ‘Warum Nicht’-Global Union. Nach der Tragödie von Rana Plaza im Jahr 2013, die sich letzte Woche zum vierten Mal jährte, haben wir nicht den Kopf in den Sand gesteckt und gesagt, dass es unmöglich ist, die Lieferkette der bangladeschischen Bekleidungsindustrie zu verändern. Wir sagten ‘warum nicht’, krempelten unsere Ärmel hoch und zusammen mit IndustriALL und einer Gruppe von NGOs überzeugten wir Markenhersteller und brachten sie dazu, das Bangladesch-Abkommen zu unterzeichnen. Vier Jahre, viele Entschädigungszahlungen und über 1.500 Fabrikinspektionen später haben wir eine Modellvorlage dafür geschaffen, wie eine globale Lieferkette verändert werden kann. Über zweihundert Modemarken sind nun dem rechtsverbindlichen Abkommen verpflichtet und wir sind stolz darauf, dass wir in den Fabriken, in denen im Rahmen des Abkommens regelmäßig Arbeitsschutzinspektionen durchgeführt werden, kein einziges Leben verloren haben. Wir sind aber auch nicht selbstgefällig, sondern versuchen, das Abkommen über seine ursprüngliche fünfjährige Laufzeit hinaus zu verlängern. Wir fragen ‘warum nicht’ und arbeiten mit vollem Engagement weiter. Viele waren daran beteiligt, das Abkommen zu einem Erfolg zu machen, aber ganz besonders möchte ich Alke Boessiger, derzeitige Leiterin von UNI ICTS und frühere Leiterin von UNI Handel, und UNIs Stellvertretender Generalsekretärin Christy Hoffman meine Anerkennung aussprechen, die, bestärkt durch die ‘Warum Nicht’-Einstellung, die treibenden Kräfte hinter dem Abkommen waren.
Letzte Woche jährte sich ein weiteres Ereignis – vor zwei Jahren ereignete sich das starke Erdbeben in Nepal, das über 8.000 Menschen das Leben kostete. UNI-Mitgliedsorganisationen nahmen sich der Sache an und mit ihrer Unterstützung und dem Mut von Rajendra Kumar Acharya und dem UNI-Verbindungsausschuss bauten wir hundert Häuser für obdachlose Überlebende des Erdbebens. Auch bei dieser Gelegenheit sind wir nicht in Pessimismus versunken, sondern sagten uns ‘warum nicht’.
Dank UNIs positiver Einstellung haben wir Hunderte von Schulungen für Organisierungsbeauftragte auf der ganzen Welt durchgeführt, globale Abkommen mit Riesen wie Auchan and GeoPost unterzeichnet, andere wie etwa DHL an den Verhandlungstisch gezwungen und nehmen es auch immer weiter mit der Unternehmenselite auf, die unser Schicksal sonst vollkommen in der Hand hätte. Unsere jüngsten Regionalkonferenzen in Gesamtamerika und Afrika haben neue Höhepunkte der Exzellenz in Sachen Inhalt und Emotionen erreicht, vor allem in Kolumbien mit dem Anbruch eines neuen Friedens. Durch unser in Kapstadt 2014 lanciertes Programm für die künftige Welt der Arbeit sind wir zu führenden Experten auf diesem Gebiet geworden und internationale Organisationen, Regierungen und Unternehmen bitten uns um unsere Meinung, denn auch sie versuchen, sich ihren Weg in der schönen neuen digitalen Welt zu bahnen.
Wir machen uns stark für die arbeitenden Menschen und möchten euch, unseren Mitgliedsorganisationen, dafür danken, dass ihr es ‘möglich macht’. Ihr seid der Treibstoff im UNI-Motor. Wir unterschätzen die Größe der vor uns liegenden Aufgaben in diesen Zeiten von Trump, Brexit und einem Frankreich, das mit dem Feuer des politischen Extremismus spielt, nicht. Die Gewerkschaftsbewegung steht wie nie zuvor unter Beschuss durch jene, die großes Interesse daran haben, uns an den Rand zu drängen und uns den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Eigentlich sollten wir stolz auf diese Angriffe sein, denn sie zeigen, dass wir so wichtig und notwendig wie nie zuvor sind. Wir setzen uns nicht nur für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, sondern für die Demokratie ein. Auf meinem Rückweg letzte Woche aus Oslo und einem Besuch im Nobel-Friedenszentrum, in dem gerade eine Ausstellung über den kolumbianischen Friedensprozess, für den Präsident Santos den Friedensnobelpreis erhielt, stattfindet, erfuhr ich von einem weiteren Angriff auf einen kolumbianischen Gewerkschaftsführer. Unser täglicher Kampf für eine Welt frei von Angst setzt sich von Kolumbien über Korea nach Palästina fort.
Wir werden siegen, und zwar nicht nur wegen unserer ‘Warum Nicht’-Mentalität, sondern weil wir müssen, um sicherzustellen, dass die künftige Welt der Arbeit ein Ort der Inklusivität und nicht der Spielplatz von Trump uns seinem Milliardärsclub ist. Wir akzeptieren keine Welt, in der acht Personen so viel Vermögen wie die halbe Weltbevölkerung besitzen und in der ein Drittel weniger als US$ 2 pro Tag verdient und in der 168 Millionen Kinder Zwangsarbeit leisten müssen. Es gibt genügend Wohlstand auf der Welt, aber die Ungleichheit lastet schwer auf den Schultern der Menschheit. Unsere Botschaft ist, dass wir unseren Durchbruch weiterführen und einen Weg nach vorn finden müssen, der für die gesamte Menschheit von Vorteil ist.
Letzte Woche gab es auch einen fröhlicheren Jahrestag, nämlich den 50. Jahrestag des Beatle-Albums Sergeant Pepper’s Lonely Hearts Club Band. John Lennon, dieser berühmte Sohn Liverpools, der Stadt, in der wir nächstes Jahr unseren Weltkongress abhalten werden, sagte: „Leben ist das, was passiert, während du gerade dabei bist, andere Pläne zu schmieden“. Wir werden also dafür sorgen, dass wir sowohl handeln als auch planen, um, in Ghandis Worten, „die Veränderung zu werden, die wir in der Welt sehen wollen.“
Euch allen einen schönen 1. Mai und nochmals ein großes Dankeschön!
Philip Jennings