Grundlegende Reform des Finanzsystems dringend erforderlich
Kurzfristiges Ertragsdenken und hemmungslose Geldgier müssen aus der Unternehmenswelt verbannt werden. Der Deregulierung muss unverzüglich Einhalt geboten werden. Die Rückkehr zu Geschäftsethik und verantwortungsvoller Unternehmenspolitik ist unverzichtbar.
Der Casino-Kapitalismus mit seinen zahlreichen Falschspielern und schlafenden Aufsehern ist am Ende. Der Konkurs von Lehman Brothers und der Fast-Zusammenbruch geben davon beredtes Zeugnis.
"Wir sind Zeugen einer Politik der verbrannten Erde, die das schnelle Geld für Investoren und die Jahreseinkommen für Topmanager maximiert", erklärte UNI-Generalsekretär Philip Jennings.
"Es ist höchste Zeit, dass Finanzinstitutionen und die Investoren selbst, vor allem aber Regulierungsbehörden und Regierungen verantwortungsvoll handeln und diesen Exzessen ein Ende bereiten.
"Zunächst müssen sie gemeinsam auf eine Stabilisierung des Finanzsystems hinwirken und sicherstellen, dass die einfachen Bürger in der Finanzindustrie und darüber hinaus keine Verluste erleiden".
UNI Finanz verlangt seit Beginn der Krise im vergangenen Jahr ein grundlegendes Überdenken des internationalen Finanzsystems. Im Mai legte UNI Finanz 13 Forderungen für eine wirksame Neuregulierung des Finanzsystems vor.
Regierungen und Zentralbanken haben nun mehrere Unternehmen gerettet und führen ihre mit gewaltigen Kosten verbundenen massiven Interventionen - Maßnahmen, die auf die Steuerzahler abgewälzt werden - auf den Märkten fort. UNI Finanz weist erneut nachdrücklich darauf hin, dass die für private Firmenkollapse geleistete Hilfe der Durchführung der erforderlichen Reformen in der Industrie dienen muss.
Die öffentlichen Eingriffe zeigen, dass die Konsolidierung auf nationaler und internationaler Ebene zu der Entstehung von Finanzinstituten führte, die zu groß oder zu wichtig sind, um Konkurs zu machen. Die Finanzkrise darf nicht in einer weiteren Konzentration auf den Finanzmärkten und oligopolistischen Strukturen resultieren.
UNI Finanz befürwortet ein Finanzsystem, das kleine, mittlere und große Unternehmen, und nicht nur private, ganz auf eine Gewinnmaximierung ausgerichtete Institute umfasst, sondern auch öffentliche und genossenschaftliche Institute. Eine pluralistische Struktur dieser Art bringt zusätzliche Stabilität und muss von Regierungen und Regulierungsbehörden gefördert werden.
UNI Finanz verlangt eine strengere Kontrolle der Finanzakteure. Transparenz in der Produktgestaltung und eine transparente Funktionsweise des Marktes müssen gewährleistet werden, insbesondere aber diesen Firmen selbst, den Investoren und der Regulatoren muss klar sein, welche Risiken sie eingehen.
Für die gewöhnlichen Finanzsektor-Angestellten hat die nun weit verbreitete Kultur des Gewinns um jeden Preis zu einer übermäßigen Arbeitslast geführt und sie gezwungen, die Gebote einer aggressiven Verkaufspolitik den Kunden voranzustellen. Man beobachtet tatsächlich, dass bestimmte Finanzhäuser ihr rückläufiges Geschäft mit einer Anhebung der Verkaufsziele wettmachen wollen. Sie haben die notwendigen Lehren nicht gezogen – sie versuchen, ihren Kollaps mit den gleichen Instrumenten, die diese Finanzkrise ausgelöst haben, zu bekämpfen.
UNI Finanz verlangt eine radikale Veränderung der Arbeitsmethoden. Regulierungsbehörden und Unternehmen müssen dafür sorgen, dass Arbeitsbedingungen und Lohnanreize die regulatorischen Ziele und einen guten Kundendienst fördern und nicht etwa hemmen.
Das von der Finanzindustrie gewählte Geschäftsmodell hat versagt. Die wichtigsten Anliegen einer Bank oder einer Versicherungsgesellschaft müssen die Gewährleistung eines guten Kundendienstes, guter Arbeitsplätze und kontinuierlicher Erträge für die Aktionäre sein. Nicht zu vergessen ist dabei aber auch die Verantwortung, die diese gegenüber der Gesellschaft im Allgemeinen, auf nationaler und auf globaler Ebene tragen.