Der Druck der Gewerkschaft Kommunikation schafft Transparenz
Die Kampagne der Gewerkschaft Kommunikation gegen weitere Poststellenschliessungen hat gewirkt: Heutehat die Schweizerische Post dem hohen Druck nachgegeben und ihre bis anhin geheim gehaltene Liste der zu überprüfenden Poststellen veröffentlicht. Die Gewerkschaft Kommunikation bekämpft die massiven Abbaupläne der Post im Poststellennetz auch weiterhin und hält ihre Kampagne aufrecht.
Im Februar 2009 hat die Schweizerische Post angekündigt, dass sie in den nächsten 3 Jahren über 500 Poststellen überprüfen wird. Damit sind diese Poststellen von einer Umgestaltung betroffen; rund 20 Poststellen hat die Post seit dieser Ankündigung bereits geschlossen und durch Agenturen oder den Hausservice ersetzt. Die Liste der betroffenen Poststellen wurde von der Post wie ein „Staatsgeheimnis“ gehütet. In der Folge hat dann die Gewerkschaft Kommunikation ihre Kampagne und die Petition gegen weitere Poststellen-Schliessungen gestartet. Innerhalb eines knappen Monats sind bereits rund 30'000 Unterschriften eingetroffen. Die Unterschriftensammlung läuft bis Ende Mai unvermindert weiter, dies trotz der neuen Entwicklung. Ein Vergleich der Liste der Post mit der Liste der Gewerkschaft Kommunikation zeigt eine fast hundertprozentige Übereinstimmung auf und entlarvt damit das durchsichtige Spiel der Post gegenüber der Schweizer Bevölkerung. Erst der massive Druck der Gewerkschaft Kommunikation, der potenziell betroffenen Gemeinden und der Politik haben die Post als Staatsunternehmen jetzt endlich gezwungen, Farbe zu bekennen und ihre Liste zu veröffentlichen.
Konzernleitung missachtet Verwaltungsratsbeschluss
Dass die Post weiterhin mit unterschiedlichen Zahlen operiert, zeigen die neusten Entwicklungen im Poststellennetz. Mit dem Projekt YMAGO (letzte grosse Umstrukturierung im Poststellennetz) wurde die Konzernleitung der Post vom Verwaltungsrat beauftragt, bis Ende 2008 schweizweit 200 Agenturen zu schaffen. Heutesind jedoch bereits 226 Agenturen im Betrieb, also über 10 % mehr, als damals der Verwaltungsrat beschlossen hatte. Dies erachtet die Gewerkschaft Kommunikation als Wortbruch gegenüber der Bevölkerung. Dieses Vorgehen zeigt, wie die Konzernleitung der Post mit der Bevölkerung, ihrem Personal und den Sozialpartnern umspringt: Sie scheut sich nicht, politische Vorgaben nach ihrem eigenen Gusto umzusetzen.
Die Gewerkschaft Kommunikation wird ihren gewerkschaftspolitischen Kampf unvermindert weiterführen, weil die Post offensichtlich nur auf massiven politischen Druck reagiert. Deshalb ruft die Gewerkschaft Kommunikation betroffene Gemeinden auf, jetzt entschieden zu reagieren und für ihre Poststelle zu kämpfen. Ist eine Poststelle einmal geschlossen und durch eine Agentur oder den Hausservice ersetzt, ist der politische Kampf dagegen nicht mehr möglich.
Die Gewerkschaft Kommunikation begrüsst die Absicht der Post, ab sofort Entscheide der Kommission Poststellen zu akzeptieren. Sie stellt aber fest, dass die Rekurse der Gemeinden bisher nicht viel gebracht haben: Von insgesamt 28[1] Fällen, die seit 2004 von der Kommission behandelt worden sind, hat sie nur 5 zur Ablehnung vorgeschlagen; in 23 Fällen hat die Kommission dem Entscheid der Post zugestimmt. Die Gewerkschaft Kommunikation erwartet von der Kommission Poststellen, dass sie künftig sensibler auf die betroffenen Gemeinden eingeht und mehr Rekurse gutheisst.
Postagenturen überzeugen weiterhin nicht
Auch wenn die Postagenturen gemäss Aussage der Post aufgewertet werden sollen, wird in diesen Agenturen auch weiterhin keine Bareinzahlung möglich sein. Die Bareinzahlung bildet nach wie vor einen wichtigen Bestandteil der postalischen Grundversorgung. Dasselbe gilt für Bargeldbezüge, die nach wie vor nur beschränkt möglich sein werden: Eine UVEK-Studie vom Sommer 2008 hat aufgezeigt, dass den Poststellen eine hohe Bedeutung bei der Versorgung der Bevölkerung mit Bargeld zukommt. Ein weiterer Nachteil der Postagentur ist, dass diese nicht mehr der politischen Kontrolle untersteht. Wie es gehen kann, zeigt der konkrete Fall in Winterthur-Hegi, einem aufstrebenden Stadtteil in Winterthur: Dort wurde die Poststelle geschlossen und durch eine Agentur bei einem Detaillisten ersetzt. Weil dieser Stadtteil wächst, hat ein Grossverteiler einen Laden eröffnet, woraufhin der Agenturnehmer schliessen musste, was zur Folge hatte, dass damit auch die Postagentur ersatzlos gestrichen wurde