UNI schickte eine Flaschenpost nach Brüssel
Mehr als 150 Postbeschäftigte sendeten im Rahmen der UNI europa Post&Logistik Konferenz in Dublin eine Flaschenpost an Europakommissar Charlie McCreevy. Die ArbeiterInnen, die sich im Rahmen der Konferenz der Postgewerkschaften ganz Europas trafen, betonten damit, dass die Fortführung der Liberalisierung, wie sie in der dritten Postdienstleistungsrichtlinie festgeschrieben ist, den Menschen bald keine andere Möglichkeit mehr läßt, als Flaschenpost zu schicken wenn sie nicht ewig auf ihre Post warten wollen. Die Postbeschäftigen fordern ein sofortiges Memorandum über die Umsetzung der Richtlinie und eine Diskussion mit der Europäischen Kommission darüber, wie Sozialdumping und Qualitätsverlust sowie Einbußen bei den Normen von Postdienstleistungen, wie es derzeit im Zuge der Liberalisierung des Briefmarktes stattfindet, gestoppt werden können.
Die Delegierten stellten somit einstimmig die Konferenz unter die Forderung, die Liberalisierung zu stoppen und sofortige Untersuchungen über Möglichkeiten zum Erhalt der Qualität des Universalpostdienstes für alle BürgerInnen Europas einzuleiten. Im Rahmen der Konferenz bestätigte Christoph Hermann, Mitarbeiter der von der Europäischen Kommission finanzierten PIQUE Studie, die Tatsache, dass Liberalisierung des Briefmarktes in allen bisherigen Fällen zu Reduzierung von Qualität und Service führte und Einkommen und Arbeitsbedingungen der PostmitarbeiterInnen, einer ohnehin bereits einkommensschwachen Gruppe von ArbeiterInnen, angegriffen wurden.
Andere SprecherInnen wiesen auf das überwiegende Scheitern der Liberalisierung der Briefpost in Ländern wo diese bereits stattfand hin, und auf den äußerst negativen Einfluss dieser auf die Qualität der Dienstleistungen.
Als Ergebnis sendete die Konferenz eine scharf formulierte Nachricht mittels Flasche vom Tagungsort in Malahide, nahe Dublins, über das Meer.
Andere Themen, mit denen sich die Konferenz beschäftigte waren, die derzeit stattfindenden Veränderungen in der Postindustrie durch neue Briefprodukte und die Digitalisierung der Post, die gravierenden Auswirkungen der Finanzkrise, sowie die Bedeutung von Finanzdienstleistungen der Post als Möglichkeit zum sicheren Geldversand für MigrantInnen und als zuverlässiges und sicheres Banksystem für die KundInnen.
Im Rahmen der Konferenz wurden Jasques Lemercier aus Frankreich und Ingeborg Saetre aus Norwegen in das Amt des Präsidenten, beziehungsweise Vizepräsidenten von UNI europa Post&Logistik gewählt und repräsentieren somit fast eine Million Postbeschäftigte in ganz Europa.