Abschlusskonferenz des Projekts zur sozialen Observation
Eine extrem erfolgreiche Abschlusskonferenz des Projekts zur sozialen Observation des Postsektors fand am Donnerstag, den 22. Oktober in Brüssel statt. Insgesamt 24 SprecherInnen von Gewerkschaften, dem Arbeitgeberverband und der Europäischen Kommission diskutierten in runden Tischen, Podiumsdiskussionen und mittels Präsentationen über die sozialen Auswirkungen der Veränderungen im Postsektor.
Das allgemein bestimmende Thema aller TeilnehmerInnen war der Umgang mit den zukünftigen Änderungen im Postsektor, hervorgerufen durch Automatisierung, Digitalisierung und Liberalisierung. Dabei zeigten sich deutlich die verschiedenen Sichtweisen und der Umgang mit den Verändungen zwischen den verschiedenen Ländern und UNI beziehungsweise Posteurope VertreterInnen, insbesondere um Sozialdumping und den Abbau von Arbeitsplätzen zu verhindern sowie die Qualität der Dienstleistungen und die sozialen Bedingungen zu erhalten.
Es stellte sich klar heraus, dass die verschiedenen sozialen Bedingungen im Postsektor in Europa, erzeugt durch die vielen verschiedenen Sozialmodelle, es schwierig machen, mit den sozialen Aspekten der Liberalisierung umzugehen. Die Strategien der Unternehmen unterscheiden sich von Land zu Land, dies drückte sich darin aus, dass die TeilnehmerInnen zu keiner Einigung bezüglich einer einheitlichen Definition von Sozialdumping und den Umgang damit, kamen. UNI sieht ein grosses Problem darin, wenn Postunternehmen nicht bereit sind Löhne zu bezahlen, von denen man Leben kann und damit die Beschäftigten zwingen auf staatliche Unterstützung angewiesen zu sein. Wenn ArbeitnehmerInnen sich gezwungen sehen, mehr als einer Beschäftigung nachzugehen um einen minimalen Lebensstandard finanzieren zu können. Einige anwesende Postbetreiber stimmten dieser Definition nicht zu und bezeichnen die Unternehmensstrategie, Löhne auf ein gesetzlich festgelegtes Minimum zu reduzieren und den großteil der Beschäftigung in Teilzeit umzuwandeln nicht als Sozialdumping. UNI widerspricht dieser Sichtweise wehement!
Klares Ergebnis der Diskussionen war, dass nur die Einbeziehung der Sozialpartner in die Veränderungen und zukünfigen Unternehmensstrategien eine nachhaltige Entwicklung garantieren. Sozialer Dialog auf allen Ebenen ist wichtig, um Ideen und Sichtweisen zu verbreitern und die Akzeptanz und das Verständnis der Beschäftigten zu gewährleisten. Die Veränderungen würden verschieden behandelt, allerdings zeigten die Erfahrungen deutlich, dass eine erfolgreiche Integration von Änderungen nur dort stattfand, wenn alle EntscheidungsträgerInnen in die Entscheidungsprozesse eingebunden waren.
Die Europäische Kommission, vertreten durch DG Interner Markt und DG Beschäftigung bestätigte ebenfalls die Bedeutung des Sozialen Dialoges. Während jedoch DG Interner Markt die Dienstleistungsfreiheit mit möglichst wenig Regulierung preiste, ist DG Beschäftigung bereit, zukünftig den sozialen Dialog zu stärken. Jean Paul Tricart betonte die Wichtigkeit den sozialen Dialog auszuweiten und die Sozialpartner auf europäischer Ebene dazu zu ermächtigen im Bereich sozialer Bedingungen Verhandlungen zu führen und Abkommen zu unterzeichnen, sowie Ausschüsse für Beschäftigung und Aus- und Weiterbildung zu schaffen. Er unterstrich die Notwendigkeit für die Kommission Informationen über den Sektor von den Sozialpartnern zu erhalten, auf der anderen Seite haben diese dadurch die Möglichkeit die Europäische Gesetzgebung zu beeinflussen.
UNI europa betonte die Wichtigkeit von sicheren Jobs und Wettbewerb basierend auf Innovation und Qualität anstatt auf Preis. Die Beispiele von Belgien und den Niederlanden, wo vor der Marktöffnung daran gearbeitet wurde, Abkommen zu Arbeitsverträgen mit allen Marktteinehmern zu vereinbaren, ist ein gutes Beispiel wie man gute Arbeitsbedingungen und anständige Gehälter im Sektor sichern kann. Allerdings ist dies in der Mehrzahl der Länder nicht der Fall. Speziell in Zeiten der Krise erhöhen sich die Geschwindigkeit der Veränderungen und der Druck unzureichende Anpassungen vorzunehmen. “Die Europäische Kommssion investierte viel in Studien über sämtliche Aspekte der Marktöffnung ausser, wie Arbeitsstandards reguliert und abgesichert werden sollten”, sagte Neil Anderson, Abteilungsleiter von UNI Post&Logistik. Er wandte sich an die Europäische Kommission “die Liberalisierung zu stoppen bis diese Forderung erfüllt ist”. UNI fordert vor der Marktöffnung gute soziale Abkommen und Regulierung, die alle Marktteilnehmer einbezieht zu verhandeln und abzuschließen!