Neue Studie liefert weitere Beweise für seismische Verschiebung in Europas digitaler Wirtschaft
Heute wurde zur Eröffnung der Regionalkonferenz von UNI Europa in Rom eine gemeinsame Studie der Foundation for European Progressive Studies (FEPS) und UNI Europa, mit Unterstützung mehrerer Partner von UNI Europa wie z. B. Unionen in Schweden präsentiert. Die Studie wurde von der Universität von Hertfordshire durchgeführt, die Feldforschung führte Ipsos MORI durch. Sie liefert weitere Beweise für die seismischen Verschiebungen in der digitalen Wirtschaft Europas und die Explosion des Crowdwork-Modells.
Die einjährige Forschung betont die grundlegenden Änderungen, die die sogenannte „Sharing Economy“ auf den Arbeitsmärkten in Europa und der ganzen Welt hervorruft. Großbritannien und Schweden sind die ersten einer Reihe von Ländern, die Zahlen dieser Studie bekanntgeben. Die heute veröffentlichte Analyse bezieht sich auf Schweden, die britischen Daten wurden im letzten Monat bekanntgegeben. Im April werden Deutschland und Österreich folgen. Auch andere Länder wie Spanien und die Niederlande erwägen eine Veröffentlichung.
Susanna Camusso, Generalsekretärin der CGIL, die auf der Regionalkonferenz von UNI Europa heute Morgen zu fast 1.000 Gewerkschaftsführern sprach, erklärte: „Der heute veröffentlichte Bericht bezieht sich auf Schweden, aber die Ergebnisse sind repräsentativ für ganz Europa, auch für Italien. Die wachsende Wirtschaft des Crowdworking ist ein Teil unserer neuen Arbeitswelt. Diese neue Arbeitswelt hat das Potenzial, sich als positive Entwicklung für die Gesellschaft zu erweisen. Momentan sehen wir allerdings vorwiegend die Nachteile, die ein vollständig ungeregelter Arbeitsmarkt im Hinblick auf sozialen Zusammenhalt und nachhaltiges Wachstum hervorrufen kann. Dies zeigt die Notwendigkeit, unser Entwicklungsmodell zu ändern und für wirklich faire Jobs zu kämpfen.“
Elva Bova, die leitende Ökonomin der Foundation for European Progressive Studies, einer fortschrittlichen europäischen Denkfabrik, betonte: „Online-Plattformen eröffnen ganz unzweifelhaft viele neue Chancen. Sie erleichtern es den Arbeitnehmern, in neuen Bereichen Arbeit zu finden und ermöglichen es den Kunden, jemanden zu finden, der Gelegenheits- oder andere Arbeiten für sie erledigt. Aber die zunehmende Dominanz dieser Plattformen könnte wirklich unabhängige Arbeitnehmer aus dem Geschäft drängen, die Arbeitskosten zwangsweise senken und dafür sorgen, dass viele sich mit unsicheren Arbeitsbedingungen ohne Sozialleistungen wie Krankengeld, bezahltem Urlaub, Rentenbeiträgen oder garantiertem Mindestlohn abfinden.“
Frank Bsirske, der Kopf von ver.di, der immens großen deutschen Dienstleistungsgewerkschaft ebenso wie Präsident von UNI Europa, erklärte: „Diese Konferenz ist eine ideale Gelegenheit für die Gewerkschaften in ganz Europa, zusammen zu kommen und sich über die Ergebnisse der Studie im Hinblick auf die digitale Revolution am Arbeitsplatz auszutauschen. Diese neuen Daten über Crowdworking in Großbritannien und Schweden sind Indikatoren dafür, wie groß die Verschiebung ist, die wir bereits erleben. Die Zahlen aus Schweden verdeutlichen, dass fast ein Viertel der erwerbstätigen Bevölkerung versucht, auf diese Weise Arbeit zu finden, und dieser Trend wird sich aller Voraussicht nach fortsetzen. Für diese wachsende Arbeitnehmerschaft müssen soziale und wirtschaftliche Garantien geschaffen werden. Die Gewerkschaften müssen sich an die Anforderungen dieser neuen Arbeitswelt anpassen, damit sie diese Arbeitnehmer wirklich vertreten können.“
Die schwedischen Daten zeigen, dass 12 % der Bevölkerung (rund 737.000 Menschen) bereits in der „Gig“ oder Plattform-basierten Wirtschaft arbeiten, und dass 24 % versuchen, auf diese Weise Arbeit zu finden. In Großbritannien werden fünf Millionen Menschen über solche Plattformen bezahlt. Mehr als drei Millionen davon arbeiten regelmäßig in verschiedenen Formen von Crowdworking. Diese Plattformen bieten verschiedene Arten von Arbeiten an. Das reicht von Arbeiten, die von zu Hause aus über Online-Plattformen erledigt werden können wie Büroarbeiten, Arbeiten für zwischendurch und „Klick-Arbeiten“ bis hin zu Arbeiten, die offline erledigt werden können wie das Angebot, verschiedene Arbeiten bei anderen zu Hause durchzuführen oder die Arbeit als Fahrer.
In Schweden findet das Crowdworking derzeit unter großer Rechtsunsicherheit statt. Peter Hellberg, Vizepräsident von Unionen, Schwedens größter Gewerkschaft im privaten Sektor, hält eine Regulierung der Plattformen über Tarifverträge für den besten Weg nach vorn. „Die Befürworter der Plattform-basierten Wirtschaft heben den Wert der Selbstregulierung hervor. Der schwedische Arbeitsmarkt ist über die von den Sozialpartnern festgelegten Regeln bereits selbstreguliert. Die Erweiterung dieses Dialogs auf den Plattform-basierten Arbeitsmarkt bedeutet, dass wir die Neutralität des Wettbewerbs zwischen den traditionelleren Firmen und diesen Plattformen sicherstellen können, Sozialdumping vermeiden und verhandelbare Regeln festlegen, die kurz- wie langfristig den Arbeitnehmern ebenso zugutekommen wie den Plattformen.“
Die britische Studie ergab, dass die Nachteile des Crowdworking für die Arbeitnehmer deren Vorteile bei weitem überwiegen. Zu den Nachteilen zählen insbesondere riskante Arbeiten ohne Sozialleistungen wie Krankengeld, bezahlten Urlaub, Renten oder einen garantierten Mindestlohn.
Die Regionalkonferenz von UNI Europa findet vom 14.-16. März in Rom statt. Der Regionalsekretär von UNI Europa, Oliver Roethig, erläuterte: „Das Thema unserer Konferenz ist: Changing Europe Together – Europa gemeinsam verändern. Europa verändert sich – mit oder ohne uns. Statt uns vor Veränderungen zu fürchten, sollten wir sie lieber begeistert begrüßen. Europa verändert sich – ganz gleich, wie wir dem gegenüberstehen. Aber wir haben es in der Hand, wie Europa sich verändert.“