"Es geht um eins: Jobs, Jobs Jobs ", erklärte UNI-Generalsekretär
29. Januar 2009
Der Generalsekretär von UNI Global Union, Philip Jennings, machte heute den in Davos anwesenden Staats- und Wirtschaftsführern klar, dass der Weg aus der globalen Wirtschaftskrise und die Gewährleistung einer sicheren Zukunft für die Weltwirtschaft über die Schaffung von Arbeitsplätzen führt.
"Voodoo-Ökonomien verfolgen heute Arbeitnehmer und ihre Gemeinschaften in allen Teilen der Welt", erklärte Philip Jennings in einer Ansprache am Weltwirtschaftsforum in Davos, Schweiz. Für die arbeitenden Menschen folgten auf Phasen der Verunsicherung greifbare Angst und Empörung - nun wollen sie Taten sehen. Der Mittelstand fordert unsere Hilfe. Die Gewerkschaftsbewegung war in Friedenszeiten noch nie mit einer derartigen Herausforderung konfrontiert: sie lautet: Jobs, Jobs Jobs!
Philip Jennings wurde gebeten, auf der Jahreskonferenz zu der weltweiten Beschäftigungslage Stellung zu nehmen, und er verlangte einen 'neuen globalen Deal, an dessen Aushandlung die Gewerkschaften aktiv mitwirken müssen'.
"Der Marktfundamentalismus ist gescheitert, und wir müssen uns nun mit der menschlichen Tragödie befassen", erklärte er.
Am 28. Januar hat die Internationale Arbeitsorganisation ihren jährlichen Beschäftigungsbericht veröffentlicht, der die Zahl der Arbeitsplätze, die in diesem Jahr gestrichen werden, auf 50 Millionen schätzt.
Philip Jennings machte die bittere Feststellung, dass sich die finanziellen Wiederbelebungspläne auf die Rettung der Banken konzentrieren und sich wenig um die Millionen von Arbeitnehmern kümmern, die ihren Job, ihr Haus und ihre wirtschaftliche Sicherheit verlieren.
"Für die Banker wurde nun ein soziales Sicherheitsnetz aufgespannt. Wo ist das soziale Sicherheitsnetz für die Beschäftigten?" fragte er.
UNI begrüße es, dass das US-Repräsentantenhaus grünes Licht für das Konjunkturpaket des Präsidenten Barack Obama zur Schaffung von 4 Millionen Arbeitsplätzen gegeben habe, und sie hoffe, dass auch der Senat dem diesbezüglichen Gesetzesantrag zustimmen werde. Weltweit sollten weitere solche Pakete gesetzlich verankert werden.
"Maßnahmen zur Wiederankurbelung der Wirtschaft müssen umfassend sein und rasch greifen, und sie müssen sich auf die reale Wirtschaft beziehen", betonte Philip Jennings. Er verlangte, dass diese Programme gezielte Aktionen zur Stärkung der Arbeitsmärkte umfassen, die ihre soziale Dimension gewährleisten".
Er stellte ferner die Bedeutung der Solidarität zwischen Management und Arbeitnehmern heraus, da der Wiederaufbau und die Wiederbelebung der Weltwirtschaft in ihrem gemeinsamen Interesse liegen.
Zum landesweiten Aktionstag in Frankreich erklärte er, dass die französischen Unternehmensleiter und die Arbeitnehmer ihre Kräfte vereinigen und gemeinsam bei den Banken vorsprechen sollten, um eine Wiederherstellung der Bankenliquidität zu verlangen.
Der landesweite Protest in Frankreich wurde massiv unterstützt, und Philip Jennings betonte, dass die Forderungen der französischen Arbeitnehmer denjenigen der Arbeitnehmer in der ganzen Welt entsprechen.
Er zeigte sich zudem besorgt über die sich anbahnende neue Entlassungswelle, da Private Equity-Firmen, die ihre Übernahmen mit Schulden finanzieren, kaum mehr in der Lage sein werden, nach dem Versiegen der Kreditquellen zusätzliche Mittel für ihre eigenen Schulden, die zur Rückzahlung fällig werden, zu beschaffen. Viele der großen Private Equity-Firmen sind im Besitz von Unternehmen, die weltweit Millionen von Personen beschäftigen.
"Ein Blick in die Zukunft sagt uns klar, dass wir starke Gewerkschaften und solide Tarifverhandlungsinstrumente brauchen, um sicherzustellen, dass der erzeugte Reichtum gerecht unter alle verteilt wird. Ich verstehe daher nicht, dass man weiterhin diesem Marktfundamentalismus-Dogma huldigt, das die Zweckmäßigkeit von Einrichtungen wie Gewerkschaften und Tarifverträgen bestreitet", erklärte er.
Er zeigte sich zudem zutiefst beunruhigt, dass die Teilnehmer in Davos die Folgen der Krise für die Entwicklungsländer ganz einfach ignorieren:
"Gerade jetzt dürfen wir diesen Ländern, in denen der Grossteil der Weltbevölkerung lebt und in denen die Armut rasch zunimmt, nicht den Rücken kehren".
Philip Jennings verlangte auch 'aktive Arbeitsmarktinstitutionen':
"Wir stellen fest, dass die Weltwirtschaft instabiler, schockempfindlicher und hyperkompetitiv geworden ist", erklärte er. "Die arbeitenden Menschen werden aber nur dann Vertrauen in die globale Wirtschaft - in guten und in schlechten Zeiten - haben, wenn ihre Interessen gewahrt werden. Abgesehen vom Schutz ihrer Einkommen bedeutet dies, dass vor jeder Entlassung alle anderen Optionen geprüft und Programme zur ständigen Anpassung ihrer Kompetenzen eingeführt werden. Dann müssen auch die Probleme junger, ungelernter, älterer und weiblicher Arbeitskräfte gebührend berücksichtigt werden."
Er betonte, dass aktive Arbeitsmarkt-Strategien auch eine Einkommensstützung für die Bedürftigen und diejenigen, die ihren Arbeitsplatz verloren haben, vorsehen müssen.
"Rasche, umfassende Infrastrukturinvestitionen sind unverzichtbar - sie sind die Feuerwehr, die ausbrechende Brände löschen kann. Das Programm muss auch Investitionen in die Menschen vorsehen. Dabei sind insbesondere die jungen Arbeitnehmer, das Heer der Arbeitslosen und die berufstätigen Frauen zu berücksichtigen", erklärte Philip.
"Die organisierte Solidarität in jedem Unternehmen muss verstärkt werden. Die oberste Devise muss die Erhaltung von Arbeitsplätzen sein. Wir wollen keinen Herdengeist, so wie wir ihn diese Woche mit den angekündigten 80'000 Stellenstreichungen beobachteten. Die Aktienmärkte haben bereits 50% ihres Werts verloren. Solche Abbaumaßnahmen können nur eine kurzfristige Markterholung vor einem erneuten Fall bewirken. Die Arbeitgeber müssen Partnerschaften mit den Gewerkschaften eingehen, um die Arbeitsplätze zu schützen. Die Beschäftigten müssen unbedingt zurückbehalten, umgeschult und gegebenenfalls versetzt werden", betonte er.
UNI ist die globale Gewerkschaft für Fach- und Dienstleistungsberufe mit 20 Millionen Mitgliedern in 900 Gewerkschaften.
Für weitere Informationen oder die Planung eines Interviews mit Philip Jennings auf dem Weltwirtschaftsforum bitte UNI kontaktieren: +41 79 888 0753 oder rachel.cohen@uniglobalunion.org.