Welttag für menschenwürdige Arbeit 2012
Eine Botschaft des Generalsekretärs der UNI Global Union, Philip Jennings, anlässlich des Welttags für menschenwürdige Arbeit 2012, und um den Mitgliedsorganisationen für ihre Unterstützung zu danken.
„Der Welttag für menschenwürdige Arbeit fällt dieses Jahr auf einen Sonntag, der in der westlichen Kultur von jeher ein Ruhetag ist. Für die 220 Millionen Arbeitslosen auf der ganzen Welt ist jeder Tag gleich und für sie gibt es keine Ruhe und keine Unbeschwertheit. Wir dürfen sie bei unserer Forderung nach menschenwürdigen Arbeitsplätzen und vollständiger Gewährung der Arbeitnehmerrechte nicht vergessen. Nur durch die Schaffung echter Arbeitsplätze können wir dazu beitragen, dass sie wieder Arbeit bekommen. Wir sind kurz vor dem Durchbruch und nur wenn wir auch weiterhin organisieren und die Gewerkschaften stärken, werden wir in der Lage sein, den weiteren Millionen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zu helfen, die den Vorhersagen zufolge innerhalb der nächsten fünf Jahre zur Dienstleistungsbranche hinzukommen werden. Wir haben eine Verpflichtung gegenüber den derzeitigen Beschäftigten und Arbeitssuchenden, die sich darauf verlassen, dass die Gewerkschaftsbewegung die Spielregeln ändern und echte zukunftsfähige Arbeitsplätze schaffen wird. Wir können uns Guy Ryder, dem neuen IAO-Generaldirektor, der zum Welttag für menschenwürdige Arbeit 2012 dazu aufrief, der Jugendarbeitslosigkeit absoluten Vorrang einzuräumen, nur anschließen. Weltweit sind 75 Millionen junge Menschen arbeitslos und wir müssen dafür kämpfen, ihnen zu menschenwürdigen Arbeitsplätzen zu verhelfen.
Vor zwei Tagen starteten wir die UNI Walmart Global Union-Allianz in Los Angeles. Ziel ist dabei, Walmart künftig davon abzuhalten, menschenwürdige Arbeit zu verhöhnen und viele der Beschäftigten des Unternehmens in Wirklichkeit in eine Lage zu versetzen, die eigentlich mit Arbeitslosigkeit zu vergleichen ist. Walmarts zynische Niedriglohnpolitik gekoppelt mit reduzierter Arbeitszeit zerstört Familien ebenso systematisch, wie Arbeitslosigkeit. Diese neue UNI-Allianz wird die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Hilfe einer weltweiten Solidaritäts-Kampagne und gezielten Aktionen wieder erstarken lassen. Als UNI und ihre Mitgliedsorganisationen die streikenden Walmart-Beschäftigten am Freitag in Los Angeles zurück zu ihrem Arbeitsplatz geleiteten, verbuchten sie einen Sieg: Die Walmart-Geschäftsleitung verkündete öffentlich, dass sie gegenüber diesen Beschäftigten keine Disziplinarmaßnahmen ergreifen werde. Das ist ein Sieg für menschenwürdige Arbeit und wir werden hier nicht Halt machen. Unsere derzeitigen Kampagnen, der Callcenter-Aktionsmonat und unsere Schwerpunktlegung auf die Förderung einer guten Work-Life-Balance sind nur einige der Mittel und Wege, über die wir uns gegenüber multinationalen Unternehmen, die für allzu lange Zeit damit durchkamen, Profit über die menschliche Würde zu stellen, einsetzen. Wir zeigen untragbare Realitäten auf und setzen uns für Veränderungen ein. Es ist einfach nicht richtig, dass in einigen Callcentern von T-Mobile in den USA aufgrund des Stresses mehr Beschäftigte krank gemeldet als bei der Arbeit sind. Wir verlegen unseren Kampf zu den multinationalen Unternehmen und zeigen mit dem Finger auf sie, um sie dazu zu bewegen, etwas zu verändern. Im Falle von T-Mobile muss die Deutsche Telekom die Verantwortung für ihre US-Tochter übernehmen. Die UNI ist zu Gesprächen und Verhandlungen bereit. Wir haben bereits über 45 Globale Rahmenabkommen mit multinationalen Unternehmen unterzeichnet, in denen Grundprinzipien für die Gewährleistung menschenwürdiger Arbeit und die Wahrung der Arbeitnehmerrechte festgehalten sind, und zwar ganz gleich, ob die Beschäftigten sich im Sitzland dieses Konzerns oder auf der anderen Seite der Welt befinden.
Der Welttag für menschenwürdige Arbeit ist ein Moment der Reflexion, aber auch Anlass zur Verdoppelung der Bemühungen dafür, dass menschenwürdige Arbeit die Regel und nicht die Ausnahme, die Realität und kein Traum ist. Wir haben Erfolg, sei es indem wir Prosegur dazu zwingen, seinen Verpflichtungen in Paraguay nachzukommen, oder IKEA dazu bringen, seine Politik in der Türkei zu überdenken. Aber es gibt noch viel zu tun und das können wir nur erreichen, wenn alle unsere Mitgliedsorganisationen und deren Netzwerke sich zusammenschließen und gemeinsam organisieren. Durch Einheit hatten wir Erfolg in der Vergangenheit und werden auch künftig damit Erfolg haben. Wir kämpfen nicht nur für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf der ganzen Welt, sondern auch für die 220 Millionen, die keinen Arbeitsplatz haben, zu dem sie morgen gehen können und keine Möglichkeit haben, den Lebensunterhalt für ihre Familien zu verdienen. Inklusion ist ein ganz entscheidender Punkt, weshalb wir auch das Motto „Auch du“ für unseren Weltkongress 2014 in Kapstadt übernehmen.